Enttäuschend

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kalligraphin Avatar

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„Da war dieses Mädchen. Ich wünschte, ich hätte sie gekannt.“

Dieses Mädchen heißt Susanna und das Leben führt sie schon als kleines Kind aus Basel heraus nach Amerika. Dort wird sie zur mittelmäßig begabten und mit der aufkommenden Fotografie konkurrierenden Porträtmalerin. Eines ihrer bekanntesten Bilder malt sie von Sitting Bull.

Susanna ist vielleicht besser bekannt unter dem Namen Caroline Weldon. Denn Alex Capus‘ neuster Roman beruht auf einer wahren Geschichte.

Und Caroline Weldons Geschichte ist tatsächlich recht interessant.* Allerdings erzählt Capus sie sehr gemächlich und es entsteht der Eindruck, dass Susanna ein routiniertes und unaufgeregtes Leben führte. Die maßgeblichen Wendepunkte darin werden durch nahestehende Personen herbeigeführt. Und sie selbst zeigt keinerlei Regungen.

Hinzu kommt die etwas seltsame Erzählperspektive, denn der Erzähler tritt aus der Geschichte heraus, kommentiert und fasst große Abschnitte der realen Geschichte mal eben - aus heutiger Sicht - zusammen. Der affektierte Erzähler, der sich einer kitschigen Sprache bedient, und die passive Protagonistin ergeben ein Bild von Caroline Weldon, das sehr uncharmant ist. Eine arrogante, gefühllose Frau in einem eher langweiligen Leben.

Wie, um die Geschichte aufzupeppen, werden ab und zu grausame und blutige Passagen eingestreut. Diese unnötigen und ekeligen Szenen habe ich überblättert.

Ich habe schon sehr gute Bücher von Alex Capus gelesen. Und ich hatte Lust, die Lebensgeschichte von Caroline Weldon kennen zu lernen.

Aber es drängt sich beim Lesen des Romans schon die Frage auf, warum Capus uns die Geschichte dieser Frau erzählen wollte? Er zeichnet kein freundliches Bild von ihr. Und erzählt hat er auch schon deutlich besser.

Schade.

*Nachzulesen zum Beispiel bei Wikipedia.