Entwicklungsroman einer starken Frau im 19. Jahrhundert

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Das Cover zeigt eine historische Aufnahme der Brooklyn Bridge über den East River in New York. Ist Susanna also ein historischer Roman? Das trifft zwar zu, aber der Roman ist weit mehr. Susanna ist die Entwicklungsgeschichte einer ungewöhnlichen Frau in der zweiten Hälfte des 19. Jh., als sich nicht nur in deren Leben, sondern auch in Wirtschaft und Gesellschaft gewaltige Entwicklungssprünge vollziehen. Wir erleben sehr anschauliche, gar dramatische Episoden aus Susannas Kindheit als jüngstes Kind einer wohlhabenden Basler Familie, erfahren die Zwänge und Begrenzungen dieser Gesellschaft und den höchst unterschiedlichen Umgang ihrer Eltern damit. In mehreren Zeitsprüngen verfolgen wir Susannas Entwicklung zu einer selbstständigen und eigenwilligen Frau, nachdem sie mit ihrer Mutter nach Amerika ausgewandert ist. Mit ihrem Sohn Christie unternimmt Susanna schließlich eine abenteuerliche Reise nach Dakota, um Sitting Bull, den Häuptling der Sioux treffen.
Alex Capus versteht sich auf die lebendige Darstellung der Personen, ihrer inneren Entwicklung und ihrer Grenzen, ihrer Gefühle und Ängste, ihres Seelenlebens und ihrer Sehnsüchte, ihrer Handlungen und Unterlassungen. Ebenso anschaulich schildert er die Orte der Handlung und das gesellschaftliche Umfeld. Die Schilderungen sind durchzogen von einem feinen Humor, die Sprache ist knapp und präzise, kein Wort zu viel, jeder Satz sitzt.
Mit „Susanna“ ist Capus erneut ein Roman gelungen, den ich mehrmals lesen werde, wie beispielsweise „Leon und Louise“. Das erste Mal verschlinge ich ihn, danach genieße ich ihn.