Interessanter Emanzipationsroman

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Ist dieser Roman die Geschichte einer Künstlerin oder doch einer emanzipierten Frau? Oder beides? Beides.
Es ist auf jeden Fall die sehr interessante Lebensgeschichte von Susanna Faesch, die unter ihrem Künstlernamen Caroline Weldon bekannt geworden ist - und für ihr Portrait von Sitting Bull.
Alex Capus erzählt das Leben Susannas von ihrer Kinderzeit an, beschränkt sich aber nicht nur darauf, sondern schweift genüsslich ab in die Lebensgeschichten ihrer Eltern, ihres späteren Stiefvaters, ja sogar in die Gedankenwelt ihres "Opfers", des Fuhrknechts Anton, dem sie als kleines Mädchen ein Auge ausdrückt.
Schon als Kind ist Susanna ein selbstbestimmtes Wesen, das sich nicht in die Regeln des calvinistischen Umfelds fügen kann und will. Als ihre Mutter sich in einen Bekannten ihres Vaters verliebt und diesem einfach so nach Amerika nachreist, ist sie mit dabei.
In New York entwickelt Susanna ein Zeichen-und Maltalent für Portraits, das sie letztlich zu ihrem bekannten Bild von Sitting Bull führen wird.
Susannas Leben ist ohne Brüche - ihre Mutter und ihr Stiefvater Valentiny erlauben ihr eine freie Entwicklung, sie wird keinerlei gesellschaftlichen Zwängen unterworfen, auch als sie sich von ihrem Ehemann trennt und ihren Sohn alleine aufzieht, gibt es keinen Skandal. Sie hat weder finanzielle Sorgen, noch ist sie in ein Korsett der Wohlanständigkeit gezwängt.
Das klingt eigentlich nach einem langweiligen Dasein, aber die Geschichte ist spannend erzählt, schnell und interessant geschrieben und gut zu lesen.