Porträt einer modernen Frau

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poutschie Avatar

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ereits die Leseprobe hatte mich gepackt: In wunderbar leichtem Sprachstil, versetzt mit hintergründigem Humor, taucht man ein in das Leben der Susanna Faesch - der späteren Caroline Weldon, Privatsekretärin und Vertraute von Sitting Bull. Man begleitet das zunächst junge Mädchen durch ihre Kindheit in der Schweiz und später ihre Jugend und ihr Erwachsenenleben in Brooklyn, New York. Vieles, was im 19.Jhd. neu und aufregend war, fließt als Randnotiz mit ein: der Ausbau des Eisenbahnnetzes; der Bau der Brooklyn-Bridge; die Verheißung eines neuen Lebens in Amerika; der Umgang mit Indianern als Faszination und Furcht zugleich; die Stellung der Frau im Allgemeinen. Das Cover des Buches lässt einen noch vor dem Lesen bereits in diese „neue“ Aufbruchzeit hineingleiten.

Alex Capus ist ein zauberhaft leichter Roman gelungen, der das Porträt einer modernen, selbstbestimmten Frau nachzeichnet zu Zeiten, als dies noch alles andere als selbstverständlich war. Zugleich lässt er eine Persönlichkeit wieder auferstehen, die in Vergessenheit geraten ist. Dabei ist vielfach bemängelt worden, dass sich Capus nicht immer an zeitgeschichtliche Fakten hielte und das die Verbindung Susannas zu Sitting Bull nicht ausreichend thematisiert würde. Dies stimmt zwar, allerdings ist das Buch eben auch als Roman angelegt und ist bewusst keine Biographie geworden.

Für mich ist es eine wunderbare Sommerlektüre, die Interesse weckt, das Leben der Susanna Faesch faktenbasiert weiterzuverfolgen.