Ein Buch über Freundschaft

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Swing Time - Zadie Smith

Beim Tanzunterricht lernen sich zwei kleine Mädchen kennen und werden Freundinnen. Beide träumen davon, Tänzerinnen zu werden. Doch nur die eine hat Talent. Die andere hat Ideen: über Rhythmus und Zeit, über schwarze Haut und schwarze Musik, über Stammeszugehörigkeit, Milieu, Bildung und Chancengleichheit.

Als sich die beiden Mädchen zum ersten Mal begegnen, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen: Die gleiche Leidenschaft fürs Tanzen und für Musicals verbindet sie, doch auch derselbe Londoner Vorort und die Hautfarbe. Ihre Wege trennen sich, als Tracey tatsächlich Tänzerin wird und erste Rollen in Musicals bekommt. Ihre Freundin wiederum jettet als Assistentin der berühmten Sängerin Aimee um die Welt. Als Aimee in Westafrika eine Schule gründen will, reist sie ihr voraus und lässt sich durch das Land, in dem ihre Wurzeln liegen, verzaubern und aus dem Rhythmus bringen.



In den ärmeren Vierteln Londons wachsen zwei gleichaltrige farbige Mädchen auf, Tracey und die namenlos bleibende Erzählerin. Beide Mädchen versuchen einen Kampf gegen die scheinbar vorprogrammierte Niederlage zu führen. Das emotionale Band zwischen ihnen, verliert über die Jahre hinweg nichts an seiner Festigkeit.

Tracey, die als Kapital die Fähigkeit zum klassischen Tanz mitbringt, wird zuhause verhätschelt und bekommt all die Dinge die ihre Freundin niemals haben wird, sie wird aber auch allein gelassen mit den Problemen des Lebens, die Erzählerin wird auf rationale Weise gefördert, Bildung ist das nachhaltige Mittel. Dennoch wird gerade die Erzählerin eine Sklavin moderner Arbeitsverhältnisse, sie arbeitet als Personal Assistant für einen Popstar und wird psychisch und physisch ausgenutzt.

„Swing Time“ streift fast alle relevanten Problemfelder unserer Zeit: Rassismus, Identitätsfindung, Entwurzelung, Sozialkritik des Kapitalismus, Mentalitätsprobleme, Nachwirkungen des Imperialismus und Kolonialismus, Globalisierung, Religion, Radikalisierung. Alles kommt vor und zeigt die Komplexität der Zusammenhänge. Außerdem kann man sich in diesem Buch schnell in einer gewissen Art wiederfinden. Meiner Meinung nach gibt keinen eindeutigen Fokus, so dass eine vertiefende emotionale Anbindung des Lesers an die Protagonisten ausbleibt.
Deshalb empfinde ich ihn als ein trockenen und kühlen Roman. Es dauert, bis der Leser die Positionen der Handelnden durchdacht hat, aber dann fängt das Buch einen wieder ein.

Es zählt zwar nicht zu meinen aller liebsten Lieblingsbüchern aber dennoch ist es weiterzuempfehlen.