Kultbuch aus Schottland

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singstar72 Avatar

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Das Kultbuch aus Schottland – doch, das kann ich bestätigen! Ich habe zahlreiche englische „Buchfreunde“, und in den Kreisen ist dieses Buch schon länger in aller Munde. Ich war daher sehr glücklich, dass es jetzt auch auf Deutsch erscheint!

Ich habe natürlich auch in die englische Fassung „hineingelesen“, und muss daher zunächst die Übersetzung loben. Der Tonfall ist gut getroffen – nicht zu flapsig, eher lakonisch, und dennoch vor leiser Ironie strotzend.

Mich wundert allerdings, dass es auf Deutsch als „Roman“ betitelt wird! Ein Tagebuch ist doch nunmal kein Roman? Soweit ich weiß, stellt dies das Original Tagebuch des Shaun Bythell dar. Tag für Tag verfasst. Beginnend am 5. Februar. Tja, die deutsche Verlagslandschaft birgt so ihre Rätsel… scheinbar lässt sich nur gut verkaufen, was auch als „Roman“ eingestuft ist.

Mich hat das bisher Gelesene jedenfalls begeistert! An ein Tagebuch habe ich andere Erwartungen als an einen „Roman“ - daher konnte ich auch nicht enttäuscht werden. Shaun Bythell schildert Tag für Tag die Ereignisse in seinem Laden. Kunden und Stammgäste. Die Verkäuferin Nicky mit ihren Marotten. Ein Wasserschaden. Käufe von antiquarischen Nachlässen – und welche Überraschungen man dabei erleben kann. Das finanzielle Jonglieren. Aber immer wieder auch die Liebe zu seinem Beruf, der einer Berufung gleicht.

Sehr oft habe ich gelacht! Zum Beispiel an der Stelle, als er und Nicky (die eine Zeugin Jehovas ist) sich nicht über die Einordnung der Bibel einigen können… Oder als eine alte Dame, die die Toilette sucht, plötzlich dem „am meisten tätowierten Mann Schottlands“ in Unterhose (!!) gegenübersteht…

Shaun Bythell schreibt mit einer guten Portion trockenen Humors, und mit einem guten Auge für die Eigenheiten seiner Mitmenschen. Etwa ein Drittel seiner Schilderungen machen seine Bemühungen aus, den Buchladen überhaupt am Leben zu erhalten. So beteiligt er sich zum Beispiel an der Veranstaltung eines „literarischen Festivals“ in Wigtown. Oder er gründet einen „Buchclub“, welcher darin besteht, dass die Mitglieder monatlich Überraschungsbücher zugesandt bekommen. Und immer mal wieder seufzt er wegen der erschwerten Bedingungen, die durch Branchenriesen wie Amazon diktiert werden.

Ich fühle mich bereits jetzt bestens unterhalten, und kann es gar nicht abwarten, das ganze Buch zu lesen! Und selbst wenn ich es nicht gewinne – ich denke, ich würde es mir kaufen.