Vom Taumeln und Weitermachen
Luisa’s ältere Schwester Hannah ist weg. Auch zwei Jahre nach ihrem Verschwinden wird die schöne junge Frau noch im angrenzenden Wald von einer kleinen Gruppe mit Luisa jeden Samstag gesucht.
»Natürlich sind in dieser Welt nicht nur die Schönen in Gefahr. Am Ende geht es immer um Macht und Kontrolle und verletzte Männeregos. […] Das Maskuline muss revolutioniert werden, finde ich.« (S.14)
Luisa’s Leben ändert sich mit Hannah’s Verschwinden radikal: Eben war sie noch Studentin und lebte in einer WG, jetzt wohnt sie wieder in ihrem alten Kinderzimmer. Jeden Samstag trifft sich die Such-Truppe und geht gemeinsam den Wald ab. Aber wie sucht man eine Person, die seit zwei Jahren weg ist? Und wie findet man zurück in ein Leben ohne diese Person?
»An einem Tag ist die Welt nicht in Ordnung, das weiß man, das ist klar, aber dann am nächsten Tag passiert etwas, und sie ist plötzlich so wenig in Ordnung, dass es einem vorkommt, als wäre sie vorher doch in Ordnung gewesen. […] , man möchte zurück im Vortag sein, sich wieder ausklinken, man machte, dass der andere noch da ist, nicht im eigenen Leben und auch noch in der Welt, die nie in Ordnung ist.« (S. 261f)
Abwechselnd lesen wir Kapitel aus Luisas Sicht unterbrochen von reflektierenden Rückschauen in das Familienleben vor Hannah’s Verschwinden, parallel zu Ausschnitten aus dem Leben der anderen Suchenden. Schnell wird deutlich, dass jede*r seine eigenen Dämonen bekämpft und wir alle mehr auf einander Acht geben sollten. Eine schöne Message. 💘 Doch findet die Gruppe Hannah wieder? Was wird aus Frank’s gebrochenem Herzen, Inge’s gewaltgeprägten Zuhause oder Emma’s Einsamkeit?
» ›Erinnerst Du Dich noch an mich?‹, tippt Luisa in Ihr Handy und schickt die Nachricht ab.« (S. 305)
»TAUMELN« von Sina Scherzant besticht erneut durch den unverwechselbaren Erzählstil aus diesen Seiten-langen Sätzen, die sich mit kurzen Halb-Sätzen Schlagabtausche liefern, die mal sakrastisch, mal radikal ehrlich (»Warum hast Du einfach so dein Leben kaputt gemacht und meins gleich dazu?« (S. 297)), mal melancholisch, mal Weltschmerz, mal kritisch, mal lustig sind. Wer hier einen Krimi oder Thriller sucht, wird hier nicht fündig werden. Darum geht es hier nicht. TAUMELN erzählt verschiedene, ganz normale Schicksale, wie sie uns alle umgeben können, und schafft es, ruhig und erzählerisch Gesellschaftskritik und schwere Themen zu verhandeln. Mein einziger (mini 🤏🏼) Kritikpunkt: I know, das Ende soll offen sein, aber es ist mir doch zu abrupt(?). Passt nicht ganz, aber wisst Ihr, was ich meine?
Ein tiefgründiges, ehrliches, sarkastisches und melancholisches Buch, das ich sehr empfehlen kann 🩷🩵
Habt Ihr es gelesen und wie hat es Euch gefallen?
»Natürlich sind in dieser Welt nicht nur die Schönen in Gefahr. Am Ende geht es immer um Macht und Kontrolle und verletzte Männeregos. […] Das Maskuline muss revolutioniert werden, finde ich.« (S.14)
Luisa’s Leben ändert sich mit Hannah’s Verschwinden radikal: Eben war sie noch Studentin und lebte in einer WG, jetzt wohnt sie wieder in ihrem alten Kinderzimmer. Jeden Samstag trifft sich die Such-Truppe und geht gemeinsam den Wald ab. Aber wie sucht man eine Person, die seit zwei Jahren weg ist? Und wie findet man zurück in ein Leben ohne diese Person?
»An einem Tag ist die Welt nicht in Ordnung, das weiß man, das ist klar, aber dann am nächsten Tag passiert etwas, und sie ist plötzlich so wenig in Ordnung, dass es einem vorkommt, als wäre sie vorher doch in Ordnung gewesen. […] , man möchte zurück im Vortag sein, sich wieder ausklinken, man machte, dass der andere noch da ist, nicht im eigenen Leben und auch noch in der Welt, die nie in Ordnung ist.« (S. 261f)
Abwechselnd lesen wir Kapitel aus Luisas Sicht unterbrochen von reflektierenden Rückschauen in das Familienleben vor Hannah’s Verschwinden, parallel zu Ausschnitten aus dem Leben der anderen Suchenden. Schnell wird deutlich, dass jede*r seine eigenen Dämonen bekämpft und wir alle mehr auf einander Acht geben sollten. Eine schöne Message. 💘 Doch findet die Gruppe Hannah wieder? Was wird aus Frank’s gebrochenem Herzen, Inge’s gewaltgeprägten Zuhause oder Emma’s Einsamkeit?
» ›Erinnerst Du Dich noch an mich?‹, tippt Luisa in Ihr Handy und schickt die Nachricht ab.« (S. 305)
»TAUMELN« von Sina Scherzant besticht erneut durch den unverwechselbaren Erzählstil aus diesen Seiten-langen Sätzen, die sich mit kurzen Halb-Sätzen Schlagabtausche liefern, die mal sakrastisch, mal radikal ehrlich (»Warum hast Du einfach so dein Leben kaputt gemacht und meins gleich dazu?« (S. 297)), mal melancholisch, mal Weltschmerz, mal kritisch, mal lustig sind. Wer hier einen Krimi oder Thriller sucht, wird hier nicht fündig werden. Darum geht es hier nicht. TAUMELN erzählt verschiedene, ganz normale Schicksale, wie sie uns alle umgeben können, und schafft es, ruhig und erzählerisch Gesellschaftskritik und schwere Themen zu verhandeln. Mein einziger (mini 🤏🏼) Kritikpunkt: I know, das Ende soll offen sein, aber es ist mir doch zu abrupt(?). Passt nicht ganz, aber wisst Ihr, was ich meine?
Ein tiefgründiges, ehrliches, sarkastisches und melancholisches Buch, das ich sehr empfehlen kann 🩷🩵
Habt Ihr es gelesen und wie hat es Euch gefallen?