Blick durchs royale Schlüsselloch?

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bavaria123 Avatar

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Das Buch hat ein wunderschönes Cover und hat somit sehr schnell meine Aufmerksamkeit bekommen. Und der Titel sagte mir als Fan der englischen / britischen Geschichte auch ausgesprochen zu. Lilibet, da ahnt man doch sofort, dass es sich um die heute Queen Elizabeth handelt.

"Teatime mit Lilibet" ist äußerlich mit 528 Seiten schon recht wuchtig. Als ich es aufschlug musste ich mich erst einmal an die kleine Schrift gewöhnen.

Wendy Holden schildert in dem Buch vorwiegend einen bestimmten Lebensabschnitt von Marion Crawford, genannt Crawfie, die mit 22 Jahren die Lehrerin der Prinzessinnen Elizabeth und Margaret wird. Marion ist für die damalige Zeit eine feministische, sture Schottin, die sich in ihrer freien Zeit in den Slums von Edinburgh engagiert. Zunächst für einen Probemonat kommt sie in die königliche Familie und bleibt letztlich 16 Jahre.
Nach der Zeit dort veröffentlicht sie 1950 ein Buch über ihre Erfahrungen und Erlebnisse am Hof und wird von diesem geächtet.

Eine sehr interessante Geschichte, wie ich finde. Und die Autorin nimmt ihre Leserschaft auch mit auf Reise, zum einen durch die verschiedenen wichtigen Orte wie Balmoral, Kensington oder auch den Buckingham Palace. Zudem auch auf eine Zeitreise, von Mitte der 1930er bis 1950. So lernt man Chamberlain, Churchill oder auch Prinz Eduard und Wallis Simpson kennen.
Alles also eigentlich ein Stoff, aus dem ein sogenannter "Pageturner" entstehen könnte.

Leider ist aber genau das nicht gelungen. Schon recht schnell wurden die Schilderungen langatmig und es wiederholte sich vieles. So war ich dann richtig genervt davon, dass mir zum etlichen Male berichtet wurde, dass Marion ja nur einen Probemonat machen wollte. Das hatte ich zwischenzeitlich wirklich verstanden.
Zum anderen habe ich mich gefragt, ob diese Lehrerin tatsächlich dafür verantwortlich war, das Elizabeth sich beispielsweise aus ihren Rüschenkleidern befreite, dafür den Schottenrock anziehen ließ und sich für die Hunderasse der Welsh Corgi Pembrokes interessierte.

Schade, ich hatte mich auf richtig schöne Unterhaltung und einen besonderen Blick durch das royale Schlüsselloch gefreut. Bekommen habe ich eine weitschweifige mit wiedergekäuten Aspekten aufgeblähte Story, bei der ich nicht so recht weiß, was Wirklichkeit und was einfach nur Erzählfreiheit der Autorin ist.