Blick hinter die Kulissen

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raschke64 Avatar

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Marion Crawford, später Crowfie genannt, lebt in Edinburgh und macht eine Ausbildung als Lehrerin. Sie unterrichtet freiwillig in den schlimmsten Slums und hat sehr moderne Ansichten, was ihr Leben beziehungsweise das Leben der Frauen allgemein angeht. Von ihrer Ausbilderin empfohlen unterrichtet sie in den Ferien an einer exklusiven Schule für adlige Jungen. Von dort wird sie weiter empfohlen in das Königshaus, um die späteren Prinzessinnen Elisabeth und Margaret zu unterrichten. Sie ist offiziell die Gouvernante, arbeitet aber eher als Lehrerin. Sie plant, den beiden Kindern möglichst viel von der realen Welt und im Leben der Menschen zu zeigen. Doch mehr und mehr passiert ist, dass sie stattdessen ihr Leben an die sehr unreale Welt im Palast anpasst. Nach dem Krieg und dem Erwachsenwerden der Prinzessinnen ist der Abschied aus dem Palast eher kurz und ziemlich undankbar Marion gegenüber.

Das Buch erzählt die Geschichte der real existierenden Gouvernante Marion Crawford. Anfangs hat es mich sehr interessiert und auch begeistert. Man erhielt einen Blick hinter die Kulissen, ohne durchs Schlüsselloch zu schauen. Große politische Ereignisse werden am Rande mit erwähnt, soweit sie die Interessen der beiden Kinder betreffen. Doch mehr und mehr erschien mir die Figur von Marion schlichtweg naiv. Gerade bezüglich ihrer Männerbekanntschaften hat sie so gut wie nichts dazugelernt und macht immer wieder den gleichen Fehler. Je länger sie für das Königshaus arbeitet, desto mehr vergisst sie, dass sie eigentlich eine bezahlte Angestellte ist. Natürlich ist das Vertrauensverhältnis zu einer Lehrerin etwas anderes als zu einer gewöhnlichen Angestellten zum Beispiel in der Küche oder als Chauffeur. Trotzdem bleibt sie eine Angestellte. Aber sie fühlt sich immer stärker wie die Mutter der Kinder. Das ist sie aber nicht. Im Verlaufe des Buches ließ mein Interesse dann nach. Das lag sicherlich auch daran, dass zum Beispiel die spätere Königin Elisabeth als leuchtende Engelsgestalt ohne Fehler schon als Kind bzw. Jugendliche dargestellt wurde, ihre Schwester Margret, die sicher im wahren Leben die wildere war, aber fast wie ein kleiner Teufel beschrieben wird. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Autorin es sich nicht mit dem Königshaus und der amtierenden Queen verderben wollte. Auch das Nachwort erschien mir sehr einseitig. So wurden die Probleme in der späteren Beziehung ausschließlich dem Königshaus angelastet. Das hat mich nicht überzeugt. Alles in allem ein interessanter Blick hinter die Kulissen, für mich allerdings mit zu wenig Tiefgang und ohne größeren nachhaltigen Eindruck.