Was ist Fiktion, was real?

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Königshäuser, royale Zerwürfnisse, Hochzeiten und Sonstiges gehen normalerweise vollständig an mir vorbei. Aber ein Buch, das verspricht, die wahre Geschichte der Gouvernante von Queen Elisabeth II. zu erzählen, klang vielversprechend.
Relativ klar ist, wovon die Geschichte handelt: Anfang der 1930er-Jahre kommt Marion Crawford ins englische Königshaus, um die Prinzessinnen Elisabeth und Margaret zu unterrichten. Doch die streitbare Marion (nebenbei bemerkt ist sie Sozialistin und passt damit hervorragend ins Königshaus – Ironie aus) befindet, dass das royale Leben von zu wenig realem Leben beeinflusst ist, weshalb sie ihr genau das nahebringen möchte. Und so beginnt das Leben der einen das der anderen mehr und mehr zu beeinflussen, bis es zum Bruch kommt …
So weit, so gut. Wie angedeutet, verspricht das Buch, die wahre Geschichte Marion Crawfords zu erzählen, wobei es ja fiktional ist. Und genau darin lag letztlich mein Problem (schade, denn genau das machte anfangs ja den Reiz aus) … Marion wird als kämpferische junge Frau (pikanter Seitenhieb: sie ist Schottin) dargestellt und das war sie sicher. Sie verbrachte lange Jahre im Königshaus, noch dazu durch diverse Krisen- und Hochzeiten, und sicher haben sich Marion und Elisabeth gegenseitig beeinflusst. Mir verschwammen Realität und Fiktion letztlich aber zu sehr, denn was ist wahr, was erfunden? Andererseits war das Verwischen zwischen Realität und Fiktion auch das, was mich bei der Stange gehalten hat (Was kommt da noch?!). Sicherlich ist die Zeichnung der Figuren durchaus liebevoll (z. B. Wallis Simpson), aber manches ging mir zu weit (ohne zu sehr zu spoilern: ich denke an eine Szene mit Margaret und Wellensittichen sowie der „Schlussfolgerung Marions“ …). Was den Bruch zwischen Marion und den Royals angeht, bin ich wieder bei meinem Grundproblem: was ist wahr, was Fiktion – DA hätte ich noch „Aufklärungsbedarf“ (den ich ggf. mit der von Marion Crawford Autobiografie zu decken wüsste). Somit wären wir auch schon beim Positiven an dem Buch: Es hat mich neugierig gemacht auf ein Thema, das mich sonst nicht im Mindesten interessiert. Den Stil wiederum fand ich etwas anstrengend, dennoch liest sich das Buch trotz der Länge recht schnell. Bei der Überlegung, was die Autorin mit dem Buch bezweckt, verfiel ich auf 2 Möglichkeiten „Plaudern übers englische Königshaus“ und „Rehabilitation Crawfords“. Ersteres glückt, Letzteres bedingt. So gibt es am Ende 3 Sterne, weil jeder selbst entscheiden soll, ob das Buch eine lohnende Lektüre sein könnte.