Wie man sich bettet...: "Lilibet"

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Wendy Holdens Historischer Roman "Teatime mit Lilibet" reklamiert für sich, "die wahre Geschichte der Gouvernante von Queen Elizabeth II." zu erzählen, bewirbt diesen Roman aber gleichzeitig, die Geschichte von Marion Crawford, der Lehrerin von Prinzessin Eli*S*abeth" zu sein. Soviel Authentizität, dass der Name des wichtigsten Zöglings richtig geschrieben wird, nämlich mit "Z", erwarte ich eigentlich schon. Im Buch selbst fand ich erfreulicherweise verhältnismäßig wenig Fehler ("Sie" wurde großgeschrieben, obwohl es keine Anrede war, "Gänsefüßchen" fehlten mal und die Übersetzung bei der Anrede von "Your Majesty" in "Ihre" statt "Euer" Majestät berührte mich merkwürdig, aber immerhin wurde korrekterweise zwischen "Majestät" und "Königlicher Hoheit" unterschieden). Auch das Cover passt gut und spricht mich an.
Inhaltlich geht es um das Leben der erwähnten Marion Crawford ("Crawfie"), basierend auf deren Buch "Little Princesses", in dem sie von ihren 16 Jahren bei der Familie der heutigen "Queen" erzählt, als sie, die eigentlich Kinder in den Slums unterrichten wollte, zunächst bei "den Yorks", der herzoglichen Familie des zweitältesten Sohnes von George V., und dann, nach der Abdankung von Edward VIII. wegen Mrs. Wallis Simpson, am königlichen Hof tätig war.
Als die 22-Jährige zunächst probeweise eingestellt wird und auch zwischendurch immer wieder erzählt sie sich, ihrer verwitweten Mutter im fernen Schottland und uns geradezu gebetsmühlenartig, dass es ja nur vorübergehend sei.
Auch als ihr zunehmend klarer wird, dass sie trotz Glamour und beruflicher Erfüllung ihre sprichwörtlichen besten Jahre dort verbringt, weder ein erfüllendes Sexualleben (ihre diesbezüglichen erfolglosen Bemühungen sind geradezu herzzerreißend) noch eine eigene Familie erleben kann - sie bleibt.
Die skizzierten Personen wirken sehr glaubwürdig, vor allem die ewig lächelnde steinharte künftige "Queen Mum" und Prinzessin Margaret Rose, deren spätere in der Yellow Press genüsslich breitgetretene Eskapaden meist mit ihrer unglücklichen Liebe zu dem geschiedenen Oberst Peter Townsend zu entschuldigen versucht wurden, die sich jedoch bereits in ihren jüngsten Jahren als selbstverliebte, eifersüchtige und vor allem rücksichtslose Nervensäge zeigte.
Wallis Simpson hingegen bleibt weiterhin eine schwer einzuordnende tragische Persönlichkeit. Den Hinweis, dass sie angeblich gewisse Fähigkeiten ihr primäres Geschlechtsorgan und kleine Bälle betreffend besessen habe, halte ich für entbehrlich.
Obwohl Marion sich immer wieder vor Augen hält, dass sie den beiden Prinzessinnen eigentlich zeitlich und emotional gesehen mehr Mutter ist als die leibliche, und wie wichtig ihre Bestrebungen sind, ihnen Kontakte zum realen Leben, zu "normalen Menschen" zu vermitteln, erfährt sie zunehmend, dass sie und ihre Aufopferung entschieden zu wenig anerkannt werden.
Das sie in einer Rahmenhandlung als alte, verhärmte, einsame Frau zeigende Ende ist tragisch mit leicht versöhnlichen Tendenzen.
Mich würde die Meinung von Elizabeth II. und ihrem Ehemann interessieren....