Am Anfang interessant, in der Mitte ermüdend und am Ende dann viel zu kurz.

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anne_kaffeekanne Avatar

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In den 1960er/1970er Jahren versucht die Amerikanerin Teddy, in Rom als Diplomatengattin neu anzufangen. Sie möchte eine brave Ehefrau sein, in der Gesellschaft angesehen und auf Empfängen charmant plaudern. Doch bald stellt sie fest, dass sie ihr Wesen nicht ändern kann, ihre Vergangenheit nicht abschütteln kann und ihr Mann seine eigenen Pläne mit ihr hat.

Eindringlich wird dargestellt, wie abhängig Frauen damals von ihren Männern waren. Teddy wird wie ein willensschwaches Kind behandelt und fällt immer wieder in diese Rolle zurück. Dies ist anfangs gut dargestellt und interessant, doch gerade die Mitte des Romans zieht sich endlos hin. Die Autorin gefällt sich in endlosen Erklärungen, wie antriebslos, kurzsichtig und naiv Teddy ist und wie sehr sie ihren Problemen ausweicht. Mit der Zeit hat es mich sehr ermüdet, davon zu lesen, wie Teddy in Selbstmitleid badet, und irgendwann konnte ich auch nicht mehr so viel Verständnis für sie aufbringen. Einzig die Schnipsel aus der Gegenwart haben mich bei der Stange gehalten. Von Anfang an weiß man, dass etwas Einschneidendes passiert ist, und man vermutet, dass Teddy eine unzuverlässige Erzählerin ist. Die Plottwists sind an sich prima und spannend, aber die Änderung in Teddys Verhalten war für mich nicht glaubwürdig, da vorher in epischer Breite berichtet wurde, wie sie immer und immer wieder in dieselben Muster fällt. Da hätte ich mir ein ausführlicheres Eingehen auf das, was wirklich passiert ist, gewünscht. Und auch das Ende lässt für mich zu viel offen.
Alles in allem kein schlechtes Buch, aber da wäre, meiner Meinung nach, mehr drin gewesen.