Everybody’s Talkin‘
Schon der Beginn von Emily Dunlays „Teddy“ weckt Neugier – und Erwartungen, was die Lektüre manchmal „belastet“.
Mit Teddy Carlyle geht es um eine Protagonistin, wie sie kaum besser in die späten 1960er Jahre passen könnte: Als Tochter einer betuchten und durchaus einflussreichen (ein Onkel peilt das Präsidentenamt an) Familie scheinen Nöte ihr fremd. Als sie mit Mitte 30 David kennenlernt, ist sie als Gattin für seine Tätigkeit im diplomatischen Dienst wie gemacht – und so kommen die beiden nach Rom. Dort finden sich beste Bedingungen für Teddy, ihr Leben vollendet zu gestalten, wobei „gestalten“ wörtlich zu nehmen ist, denn vieles in ihrem Leben ist Fassade, die mit einem Foto ins Wanken gerät und Teddy aufweckt: Keinesfalls will sie das Schicksal ihrer ungelittenen Tante teilen …
Etwas zwiespältig kann „Teddy“ einen zurücklassen, denn einerseits ist die Geschichte gut erzählt, andererseits ist sie heutiger Leserschaft vermutlich fremd (Ehemänner, die ihrer Frau Geld zuteilen, und Familienangehörige, die sie mal offen, mal versteckt optimieren wollen, und eine Frau, die das hinnimmt), da sich die Verhältnisse in den 1960er Jahren doch erheblich von denen im Jahr 2025 unterscheiden – oder scheint das nur so? Schaut man die Figur Teddy genauer an, findet man Parallelen zu heutzutage (bzw. vor einigen Jahren) IT-Girls genannten Personen: Glamouröses, etwas substanzloses Leben im Blitzlichtgewitter – würde ihr Umfeld heute ähnliche Gedankengänge und Ereignisse in Gang setzen, wie es in der Geschichte der Fall ist? Der Beginn ist fulminant und wäre bei geringerer Seitenzahl der perfekte Einstieg in eine Novelle. Apropos Seitenzahl: Die benötigt Dunlay um einerseits die Atmosphäre der späten 1960er entstehen zu lassen (mehr als einmal hatte ich Fellinis „La Dolce Vita“ vor Augen) und Teddys Ringen darum, perfekt zu sein, gefallen zu wollen und doch eigenständig zu sein, zu schildern. Gerade Letzteres nimmt viel Raum ein und auch wenn Teddy über weite Strecken sympathisch ist (vielleicht weil man ob des wenig sympathischen Davids mit ihr mitfühlen kann), möchte man sie manchmal schütteln. Die übergeordnete Botschaft ist klar: Schöner Schein allein zählt nicht. Erzählt wird aus Teddys Perspektive – mit etwas Abstand, in etwas berichtartigem Tonfall. Die im letzten Drittel nachlassende „Spannung“ ist der Hauptkritikpunkt, der 5 Sterne von mir verhindert, weil mich die Geschichte an das Schicksal einer Frau aus meiner Kindheit erinnert, der es ähnlich (nur früher) ergangen sein dürfte wie Teddy.
Mit Teddy Carlyle geht es um eine Protagonistin, wie sie kaum besser in die späten 1960er Jahre passen könnte: Als Tochter einer betuchten und durchaus einflussreichen (ein Onkel peilt das Präsidentenamt an) Familie scheinen Nöte ihr fremd. Als sie mit Mitte 30 David kennenlernt, ist sie als Gattin für seine Tätigkeit im diplomatischen Dienst wie gemacht – und so kommen die beiden nach Rom. Dort finden sich beste Bedingungen für Teddy, ihr Leben vollendet zu gestalten, wobei „gestalten“ wörtlich zu nehmen ist, denn vieles in ihrem Leben ist Fassade, die mit einem Foto ins Wanken gerät und Teddy aufweckt: Keinesfalls will sie das Schicksal ihrer ungelittenen Tante teilen …
Etwas zwiespältig kann „Teddy“ einen zurücklassen, denn einerseits ist die Geschichte gut erzählt, andererseits ist sie heutiger Leserschaft vermutlich fremd (Ehemänner, die ihrer Frau Geld zuteilen, und Familienangehörige, die sie mal offen, mal versteckt optimieren wollen, und eine Frau, die das hinnimmt), da sich die Verhältnisse in den 1960er Jahren doch erheblich von denen im Jahr 2025 unterscheiden – oder scheint das nur so? Schaut man die Figur Teddy genauer an, findet man Parallelen zu heutzutage (bzw. vor einigen Jahren) IT-Girls genannten Personen: Glamouröses, etwas substanzloses Leben im Blitzlichtgewitter – würde ihr Umfeld heute ähnliche Gedankengänge und Ereignisse in Gang setzen, wie es in der Geschichte der Fall ist? Der Beginn ist fulminant und wäre bei geringerer Seitenzahl der perfekte Einstieg in eine Novelle. Apropos Seitenzahl: Die benötigt Dunlay um einerseits die Atmosphäre der späten 1960er entstehen zu lassen (mehr als einmal hatte ich Fellinis „La Dolce Vita“ vor Augen) und Teddys Ringen darum, perfekt zu sein, gefallen zu wollen und doch eigenständig zu sein, zu schildern. Gerade Letzteres nimmt viel Raum ein und auch wenn Teddy über weite Strecken sympathisch ist (vielleicht weil man ob des wenig sympathischen Davids mit ihr mitfühlen kann), möchte man sie manchmal schütteln. Die übergeordnete Botschaft ist klar: Schöner Schein allein zählt nicht. Erzählt wird aus Teddys Perspektive – mit etwas Abstand, in etwas berichtartigem Tonfall. Die im letzten Drittel nachlassende „Spannung“ ist der Hauptkritikpunkt, der 5 Sterne von mir verhindert, weil mich die Geschichte an das Schicksal einer Frau aus meiner Kindheit erinnert, der es ähnlich (nur früher) ergangen sein dürfte wie Teddy.