Vergnüglich

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Vergnüglich

Der Klappentext verrät, um wen es in diesem kleinen, vergnüglichen Roman geht: Um die Queen. Hier ist sie so, wie einige Menschen es sich vielleicht wünschen: Die alte Dame, die uns im Sketch mit Paddington Bear als verschmitzt und humorvoll in Erinnerung geblieben ist, und die Episode in Schottland, bei der sie nicht erkannt wurde und sich auch nicht zu erkennen gab, hat ihr sicherlich viel Spaß gemacht. Die Medien haben viel spekuliert über die Person hinter der Rolle, aber man musste schon sehr aufmerksam sein, um sie dann und wann hervorblitzen zu sehen.
Hier also wird sie präsentiert. Kate Bulloch, aufgewachsen in prekären Verhältnissen im East End von Glasgow, hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sie ist daher gar nicht begeistert davon, ihre Freundin Zaira nach Windsor Castle zu begleiten, an einen Ort, an dem die Royals in einem ihr völlig fremden Leben nachgehen. Und dann kostet der Eintritt auch noch unvorstellbare achtunddreißig Pfund! Während der Führung durch das Schloss entfernt sie sich unauffällig von der Gruppe, um eine Toilette zu suchen, und trifft hinter den vornehmen Räumen auf eine sehr alte Dame, die sie freundlich auf eine Tasse Tee einlädt. Diese hört aufmerksam zu, was Kate aus ihrem Leben erzählt, gibt aber selbst nur wenig preis. Kate hält sie für eine ehemalige Dienstbotin, die weiterhin im Schloss leben darf. Sie nennt sich Betty. Aus Namen und Anspielungen geht für alle Leser/innen hervor, um wen es sich handelt, nur Kate bleibt ahnungslos. Aus dieser Diskrepanz bezieht der Roman seinen Charme. Betty ist früher geritten, gehört sozusagen zum Inventar von Windsor, schon ihr Vater habe hier gearbeitet. Kate erzählt von ihren Träumen, erklärt zum Beispiel Betty, was eine Influencerin ist, während Betty wiederum davon berichtet, was die Queen zu tun hatte. Auch über Charles fallen einige sehr despektierliche Äußerungen, die alles, was über Charles geschrieben steht (vor allem in der Yellow Press), bestätigen.
Kate ist beeindruckt von Betty, die so viel Leben in sich hat und sich gerne auf neue Erfahrungen einlässt, zum Beispiel, ein Pub außerhalb von Windsor aufzusuchen. Dort erweist sie sich als sehr trinkfest. Auch sieht sie liebevoll auf die rücksichtsvoll-zärtliche platonische Beziehung zu einem alten Angestellten, eine romantische Seite der Queen wäre vielleicht möglich gewesen? Die Person Kates dient nur als Katalysator ohne wirkliche psychologische Glaubwürdigkeit. Die Erkenntnis, um wen es sich bei Betty handelt, hat sie erst auf dem Rückweg nach Glasgow.
Ein kleiner Roman voller Unwahrscheinlichkeiten, die wir dennoch gerne durchdenken. Er ist flüssig geschrieben und sehr gut lesbar.