Ein schöner Kamelienbaum aus Europa taucht ins japanische ...

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tochteralice Avatar

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...Klosterleben ein.

 

In „Tee mit Buddha“ schildert Michaela Vieser ihr Jahr in einem buddhistischen Kloster in Japan. Es ist keine Darstellung einer spirituellen Reise, sondern ein handfester Erlebnisbericht und als solcher sowohl spannend als auch amüsant.

Im Rahmen ihres Klosteraufenthalts begegnet Michaela, die vom Begleiter zu ihrem Kendo-Unterricht, der Kunst des Schwertkampfes, den japanischen Namen Mishara – schöner Kamelienbaum – erhält, einer Reihe von japanischen Originalen: Menschen, die ihr – jeder auf seine eigene Art – den Weg weisen, sie etwas lehren. Da gibt es den standesbewussten Rentner Herrn Sato, der sich als Lehrer für das Lesen japanischer Zeitungen nur bedingt eignet, umso mehr jedoch als zuverlässiger Begleiter durch das Klosterleben, die „Ersatzgroßeltern“ Mari und Kawa, die in der Abgeschiedenheit der Berge leben und denen Michaela einen Einblick in die Verbindung von Natur und Religion und eine ordentliche Ladung Herzenswärme verdankt und viele andere. Sie findet sogar eine Freundin, die traurige Kyoko, die im Kloster den Verlust ihres Mannes verarbeitet.

Überraschend für den Leser ist die viel engere Verknüpfung von weltlichem Alltag mit dem Klosterleben im Buddhismus als man es aus dem Christentum kennt. Ganze Familien leben im Kloster, gehen ein und aus, auch die Mönche selbst haben ein Familienleben. Eindrucksvoll, wie all diese Menschen es schaffen, trotz ihres durchaus weltlichen Alltags ihren tiefen und wertvollen Beitrag zum Klosterleben zu leisten und als Gemeinschaft mit einem übergeordneten Ziel zu funktionieren.

Sprachlich und stilistisch hat die Autorin aus meiner Sicht noch einen weiten Weg zu gehen, doch der Zugang zu dem Thema und der unverkrampfte Umgang mit ihrem eigenen anfänglichen Nichtverstehen vieler Aspekte des Klosterlebens sowie die offene Schilderung zahlreicher Fettnäpfchen, in die sie getreten ist, macht das Buch zu einem Lesevergnügen. Leser, die sich über einen ungewöhnlichen Zugang zu einem fremden Land freuen, werden ihren Spaß daran haben.