Einfühlsame Coming-of-Age Graphic Novel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
la calavera catrina Avatar

Von

„Meinst du, man kann das Erwachsenwerden anhalten?“
„Ich google mal schnell.“
„Und?“
„Sieht nicht gut aus…“

Sarah und Tegan sind zwölf Jahre alt, eineiige Zwillinge und leben in Kanada. Sie sind mit ihrer Mutter Sonia und ihrem Stiefvater Bruce umgezogen und gehen an eine neue Schule. Jetzt wohnen sie näher bei ihrem Vater - dem immer gut gelauntem Steve und seiner neuen Freundin.

Man erlebt mit, wie sie aufgeregt den ersten Schultag bestreiten, in getrennten Klassen, und versuchen, Freunde zu finden, denn es scheinen Regel zu gelten, die sie nicht kennen: „Nie so aussehen, als hätte man sich im Gang verirrt“ usw. Echt kompliziert, genauso wie das Erwachsenen werden und trotzdem miteinander verbunden bleiben, aber schließlich werden sie langsam Teil von etwas und ziemlich glücklich.

Besonders toll fand ich, dass Sara und Tegan in unterschiedlichen Farben dargestellt sind. Dann gibt es es keinen Hintergrund und es sieht so aus, als wäre man bei einem geheimen, geistigen Safe-Space-Treffen dabei. Sara ist dann Rot und Tegan Blau und man merkt, wie unterschiedlich sie sind.

„Ich weiß, ich hätte ihr nichts […] sagen sollen ... Aber es tut gut, drüber zu reden. Ich finde, es ist ok, besten Freunden Geheimnisse zu erzählen.“

Die Zeichnungen der Illustratorin Tillie Walden sind überwiegend in einem bläulich, violettem Farbton gehalten. Hier wurden Stilmittel genutzt, wie man sie auch aus japanischen Manga kennt, um die intensiven Emotionen der Teenager noch besser darzustellen und das ist wirklich gut gelungen. Sie fangen all das Chaos und die rasanten Veränderungen ein, so dass man es nachempfinden kann. Die ersten Schmetterlinge querer Liebe im Bauch, Streit mit der besten Freundin oder fieses Verhalten einer Mitschülerin. Das Tegan und Sara so authentisch wirken, liegt sicher auch daran, dass die Geschichte überwiegend autobiografisch ist, auch wenn die Handlung nicht um 1992 spielt. Am Ende finden sich dazu ein paar Informationen und Fotos der heute 43-jährigen, berühmten Musikerinnen, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. Man kann sich also sogar ihre Musik anhören, um die es im Comic geht.

Fazit: Eine tolle Graphic Novel über das Erwachsenwerden in unserer Zeit, mit einer einfühlsamen Tiefe und viel Verständnis für die aufregende Teenagerzeit. Humorvoll, authentisch und toll gezeichnet.