Die Sage um Wilhelm Tell 2.0 - entstaubt, spannend, rasant.

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buchling zamonia Avatar

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Die Sage von Wilhelm Tell - viele von uns denken sofort an eine Armbrust, einen Apfel, einen armen Vater, der den Apfel auf dem Kopf seines Sohnes treffen soll, und den armen Sohn, der seinem Vater sein Leben anvertraut.
Ein Mann - Wilhelm Tell - der dadurch zur Schweizer Nationallegende wird.

Joachim B. Schmidt verspricht mit seiner Neuinterpretation des Klassikers, den Schiller verarbeitet hat, einen "Blockbuster in Buchform", einen Pageturner, ein Ereignis.

Und genau das habe ich auch empfunden - mich packte beim Lesen eine sehr große Spannung, ich konnte das Buch kaum weglegen. Der Autor hat den Mythos in 100 Abschnitte verpackt, und lässt 20 Akteure zu Wort kommen, von Nachbarn des Tell, über einzelne Habsburger, bis zum Pfarrer.
Das Erzähltempo ist rasant, die Sprache angepasst an die Gegend wo die Sage spielt, hart.

Zu meiner Überraschung wird der Nationalheld unsympathisch dargestellt, rau, verschlossen, brutal auch zu seinen Kindern. Gegen Ende des Romans schließt sich der Kreis, und man versteht, warum Wilhelm Tell wurde, wie er ist.

Mir gefällt die Interpretation von Herrn Schmidt sehr gut, er schafft es, die Sage vielschichtig, mit viel Tiefe und sehr facettenreich darzustellen.
Die vollmundige Ankündigung des Klappentexts wird definitiv erfüllt. Eine klare Leseempfehlung von mir, ein Must Have dieses Jahres.