Großartige Neuerzählung

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Rezension zu „Tell“ von Joachim B. Schmidt
Schon mal vorab: Nach „Kalmann“ ist Joachim B. Schmidt mit „Tell“ ein weiterer sehr lesenswerter Roman gelungen. Schmidt hat einen interessanten Erzählstil: Schlicht und doch sehr aussagekräftig. In Tell fasziniert auch die Erzählsicht, denn die wechselt häufig. Der Wechsel findet fast immer innerhalb derselben Szene statt, sodass aus einer anderen Sicht weitererzählt wird. Dies führt dazu, dass wir eine Szene immer wieder aus verschiedenen Sichtweisen wahrnehmen können. Sehr gelungen!
Auch das Setting, die Schweizer Berge, passen perfekt zum Roman. In diese Abgeschiedenheit passen die eigenbrötlerischen Dorfbewohner.
Die Grundgeschichte basiert auf Schillers Wilhelm Tell, den man aber nicht kennen muss, um das Buch zu lesen. Die Figuren sind vielseitig und durch die Perspektivwechsel erkennt man nach und nach das Gefüge. Vor allem Tell selbst ist sehr facettenreich. Seine Entwicklung im Buch ist spannend, ebenso wie die seiner Söhne. Es gibt ebenso mutige Figuren und einfühlsame wie auch grausame. Alle hängen irgendwie zusammen mit Tell als Knotenpunkt. Der Roman zeigt eine interessante Vater-Sohn-Beziehung und macht deutlich, wie die Kindheit und prägen kann.
Man leidet mit den Figuren und hofft auf einen guten Ausgang. Deutlich wird: Tell ist eine Legende und das zurecht. Die Figur fasziniert bis heute und Joachim B. Schmidt hat ihn auf wunderbare Weise neu zum Leben erweckt. Das Ende des Romans hat mich überrascht und passt doch so gut. Schillers Tell steht schon auf der Wunschliste, der Roman macht also Lust auf das Original. Sehr lesenswert!