Ich habe mich durchgebissen

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elchi130 Avatar

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Joachim B. Schmidt erzählt die berühmte Saga um Wilhelm Tell neu. Er charakterisiert Tell als sturen, eigensinnigen und wortkargen Menschen, dem mit dem Schuss auf den Apfel, den sein Sohn auf dem Kopf trägt, ein Meisterschuss gelingt.

Zu Beginn hat mir das Buch aufgrund seiner Sprache sehr gefallen. Die Ausdrucksweise habe ich als veraltet, aber wortreicher und ausdrucksstärker als unsere Sprache heute empfunden. Das habe ich sehr genossen. Doch im Laufe des Buches habe ich dies nicht mehr so wahrgenommen.

Geblieben ist meine Abscheu vor der Gewalt, der Willkür und der Härte der damaligen Welt. Die Habsburger Soldaten ziehen saufend, vergewaltigend und plündernd durchs Land. Sie sind die Herren, denen die einfachen Bauern nichts entgegenzusetzen haben. Dabei ist das Leben der Bergbauern auch so schon beschwerlich genug. Das alles wirkte sehr realistisch und ist vom Autor sehr gut herausgearbeitet worden. Doch gerade diese Atmosphäre der Ungerechtigkeit, Brutalität und Ausweglosigkeit hat mir das Buch sehr verleidet, sodass ich mich irgendwann von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel durch das Buch gekämpft habe. Zum Glück besteht das Buch aus vielen kurzen Kapiteln.

Gut gefallen hat mir, dass die Ereignisse aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen geschildert wurden. Da ist Tell, sein ältester Sohn, seine Frau, die uns erzählen, wie sich alles zugetragen hat. Aber da ist auch der Landvogt, sein Stellvertreter und einzelne Soldaten. Weitere Bergbauern, der Pastor und sonstige Figuren kommen zu Wort. Das hat für Abwechslung gesorgt, sodass es mir nach und nach doch gelungen ist, das Buch zu beenden.

Fazit: Eine bekannte Geschichte, anders und neu, jedoch für mich zu brutal erzählt.