Ohne Pathos und Klischees

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suse9 Avatar

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Wilhelm Tell, wer hat nicht schon vom Schweizer Nationalhelden gehört. Joachim B. Schmidt greift diese Geschichte auf und interpretiert sie neu.

Ich bin kein Freund davon, dass Stücke modernisiert oder umgeschrieben werden, um sie dem Publikum/der Leserschaft gefälliger zu gestalten. Allerdings mag ich Interpretationen, die den Blick erweitern, Sichtweisen verändern und dazu animieren, sich mit einem Stoff neu auseinanderzusetzen. Es ist wie mit der „Zauberflöte“. Man kann sie sich immer wieder anschauen, wird aber nie zweimal die gleiche Oper sehen.

Dem Autor ist es gelungen, um die Tell-Saga herum, eine spannende, interessante Geschichte zu erzählen, die tiefe Einblicke in das Leben um das Jahr 1307 gewährt. In teilweise sehr kurzen Abschnitten lässt er die verschiedensten Personen in der Ich-Form zu Wort kommen. Der sich somit ständig verändernde Schreibstil trägt zur Erhöhung der Spannung bei. Jeder Charakter lässt einen Blick in sein Inneres zu. Somit verwischt sich Schwarz/Weiß zu einem Grau, das genug Spielraum für den Leser lässt, eigene Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Autor hat sich außerdem die Freiheit genommen, Problematiken in den Roman einfließen zu lassen, die zu erwähnen wichtig sind. Mir gefiel dies gut, entwickelte sich der Roman dadurch doch von einem Heldenepos zu einem Plädoyer für die Liebe. Charaktere wurden greif-und Handlungen nachvollziehbar. Geschichte zum Anfassen.