So ein Mensch könnte Wilhelm Tell gewesen sein.

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miro76 Avatar

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Zu Wilhelm Tell fällt jedem sofort der berühmte Apfelschuss ein. Und das wars dann wahrscheinlich auch schon. Zumindest ging es mir so, als ich das Buch in Händen hielt.
Kalman B. Schmitt gibt Tell hier eine Stimme und erzählt uns das Leben eines gezeichneten Mannes, der versuchte, es mit der Welt aufzunehmen.
Tell scheint ein brutaler und kaltherziger Mann zu sein, der von seiner Familie viel verlangt, aber auch selber ordentlich schuftet, denn die Zeiten sind hart für eine Bergbauernfamilie.
Die Habsburger regieren mit harter Hand, ziehen schändend und plündernd durch die abgelegensten Regionen, denn ihr Landvogt hat seine Handlanger nicht unter Kontrolle. Er ist ein Feigling, der seinem Posten nicht das Wasser reichen kann.
Tell legt sich mit vielen an und so mündet das Drama im berühmten Apfelschuss, den sein Sohn ja zu Glück unbeschadet übersteht.
So weit, war mir das Buch fast zu brutal. Es sind harte Zeiten im Mittelalter und das Leben spielt den einfachen Leuten übel mit.
Doch dann bekommt Tell eine Vorgeschichte, wird menschlicher, verständlicher und die Geschichte bekommt nochmal eine Dimension mehr. Die Charaktere sind eben nicht nur gut oder böse und manche sind einfach nur dumm.
Zum Schluss darf auch noch Tschudi auftreten, der im 16. Jahrhundert dazu beigetragen hatte, dass Wilhelm Tell unsterblich wurde.
Mir hat diese Version der Tellsaga ausgesprochen gut gefallen, obwohl es stellenweise hart an der Grenze des Erträglichen war. Das Buch ist nichts für Zartbesaitete. Aber das war das ganze Mittelalter nicht.
Die Wende in der Mitte, die vieles klärt und hier natürlich nicht verraten wird, gibt für mich den Ausschlag für die 5 Sterne Bewertung. Erst da wird aus der Legende eine Mensch mit Herz und Hand. Erst da wird Tell wirklich lebendig.