Tell - Ein Antiheld?

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Joachim B. Schmidt hat der Sage rund um den "alten Eidgenossen" Wilhelm Tell neues Leben eingehaucht. Durch das Stilmittel von kurzen Kapiteln, jeweils aus der Perspektive eines anderen Erzählers aus der Ich-Perspektive, rast man nur so durch das Buch. Teilweise wird so auch die gleiche Szene aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Lediglich Tell selbst kommt erst relativ spät zu Wort. Dadurch verschafft man sich aber schon zuvor ein Bild von ihm, jeweils aus Sicht der anderen Personen.

Die Handlung ist grob bekannt, Tell gerät mit den Soldaten der Habsburger aneinander, es folgt die berühmte Apfelschuss-Szene. Dabei ist hier jedoch der Focus auf Tells Familiengeschichte gelegt, was ich sehr interessant fand. Es geht um die Großmütter, um die Kinder von Tell, und auch ein Teil von Tells eigener Kindheit / Jugend spielt noch ein Rolle. So hat man wirklich ein sehr abwechslungsreiches Buch, sowohl thematisch, als auch von den handelnden Personen her, die man alle durch die Ich-Perspektive gut kennenlernt. Der Schluss hat noch mal eine ganz neue Perspektive - zeitlich gesehen - gebracht. Lediglich zu zart besaitete sollte man als Leser*in nicht sein, denn die Zeiten damals waren sehr rau, und es gibt daher auch einige recht brutale Szenen im Roman.

Chapeau dafür so einen alten Stoff heutzutage interessant wieder zu beleben, ein echter Pageturner!