Der öffentliche Raum: Ein implodierter Röhrenfernseher

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buecherwurm Avatar

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Das stimmungsvolle Cover lässt eine besondere Reise erwarten.
Besonders ist Nilufars Reise auch . Mit über 30 reist sie zum ersten Mal in das Land, dessen Pass längst für sie bereit liegt und den sie auch nicht mehr abgeben kann, in den Iran. Ihre deutsche Mutter trennte sich von ihrem Vater, als sie 7 war. Ein Besuch wurde nicht erlaubt, denn ihre Mutter hatte das sehr reißerische, einseitig aus amerikanischer Sicht geschriebene Buch von Betty Mahmoody gelesen, in dem ein Kind im Iran festgehalten wurde.
Aber Nilufars Vater pflegt den Kontakt zu ihr, und nach dem Studium gibt es für sie keine Ausreden mehr.
Als Leser muss man sich nun einige Namen von Verwandten merken. Denn ohne geht es nicht. Während ihr Vater ihr zunächst aus dem Weg zu gehen scheint, wird sie überaus gastfreundlich von sämtlichen Verwandten aufgenommen und permanent mit Tee und Obst versorgt.
Endlich, in den Bergen, kommt es zu einer Aussprache zwischen Vater und Tochter. Das ist der wirklich starke Teil des Romans. Man spürt während des Lesens ihre Zerrissenheit zwischen den Kulturen, ihre Verzweiflung, nichts allein erkunden zu können. Ihr Radius - geschrumpft auf den eines Kindergartenkindes. Und doch ist da eine enge Bindung, ein Verständnis für den zwar intellektuell erfolgreichen, sozial äußerst flexiblen, aber dennoch in der deutschen Gesellschaft gescheiterten Vater.
Nilufars lesbische Beziehung ist hier kein Thema, was sicherlich interessant gewesen wäre, aber die Grenze des Möglichen überschritten hätte.
Dieses Buch erzählt glaubhaft, wie schwierig ein sogenannter Migrationshintergrund sein kann.