Tessa

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Tessa ist eine junge Frau, die die Kontrolle über ihr Leben verloren hat. Einst erfolgreich als Werbemodel, kann sie heute nicht mehr die Miete zahlen, schafft es aber auch nicht, sich aufzuraffen und zu arbeiten. Verzweifelt hängt sie sich an ihren Freund Nick und ist krankhaft eifersüchtig, weshalb die Beziehung scheitert. Auf der Suche nach Liebe, Geborgenheit und Armen, die sie auffangen und sie aus ihrer Depression rausholen, stürzt sie sich von einer Affäre in die nächste, bis sie nüchtern wieder feststellen muss, dass sie gar nichts empfindet.
Die wenigen Momente der Klarheit sind meist von dem Entschluss geprägt, sich nicht wieder den Drogen und dem Alkohol hinzugeben, der jedoch gebührend durch ein Gläschen Wein, das hinterher zu einer ganzen Flasche wird, zelebriert werden muss.

Dieses Buch zu lesen war anstrengend. Es lag nicht am Schreibstil, der authentisch, krass formuliert und dennoch passend kurz und knackig war. Es lag an dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit, das mich beim Lesen erfasste. Wie Tessa sich selbst kaputt macht, raubt einem förmlich den Atem. Und es war vor allem deprimierend, das Leben dieses orientierungslosen, jungen Menschen zu beobachten, der einfach nicht in der Lage zu sein scheint, sich selbst aus der Misere zu ziehen. Umso mehr konnte man durch die genaue Beschreibung der Gedankengänge Tessas nachvollziehen, weshalb sie sich schon wieder an einen Typen hängt, sich auf ihn einlässt und sich so sehr nach Aufmerksamkeit, Sicherheit und Liebe sehnt.
Letztlich ist sie jedoch immer durch ihren Egoismus und ihre Süchte geleitet, weshalb sich die Menschen um sie herum von ihr abwenden und ihr einen neuen Grund zum Trinken und Drogennehmen geben.

Nach dem einschneidenden Erlebnis der Misshandlung hofft man nur das Beste für Tessa, -dass sie endlich einsieht, dass sich etwas ändern muss, dass sie aufsteht, nachdem sie im wahrsten Sinne des Wortes am Boden lag und nun ihr Leben in die Hand nimmt.
Der zuletzt gefasste Entschluss voller Optimismus wird getrübt durch all die anderen, vorausgegangenen Vorhaben, die sie doch nicht einhalten konnte und das widerliche Auslachen ihrer Nachbarin, der das Schicksal in diesem Moment grausamer in Form eines würdelosen Todes mitspielt.
Das zeigt die Wertelosigkeit und Oberflächlichkeit Tessas auf, die jedoch sinnbildlich für eine Generation voller Hoffnungs- und Antriebslosigkeit steht, die sich selbst so leid tut, dass sie egoistisch handelt und dennoch nie glücklich werden wird.

5 Punkte für diesen augenöffnenden, wenn auch verstörenden, aber zum Denken anregenden Roman.