Tessa: Erschreckend authentisch

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signalhill Avatar

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Immer wieder hatte ich beim Lesen von Nicola Karlssons Buch 'Tessa' das Gefühl, die wahre Geschichte einer jungen Frau zu lesen. Die Autorin schafft es, die Protagonistin so echt darzustellen, die Ängste und Lebensvorstellungen so klar zu umreißen, dass man ihr einfach immer gut folgen kann. Das fängt schon an, als Tessa am Anfang quasi vergewaltigt wird, es in ihrem Suff aber auch zulässt. Ich kann mir vorstellen, dass vielen Frauen genau so etwas passiert, was sie hinterher auch lieber verschweigen, da sie sich nicht wirklich gewehrt haben.

Tessa geht ihren Weg nach unten, unbeirrbar, geprägt von Alkohol, Drogen, Eifersucht. Dabei hat sie alles, was man sich wünschen kann: Geld, ein tolles Aussehen, einen tollen Job - welche Frau wünscht sich das nicht? Aber genau diese Generation 'jung-schön-reich-erfolgreich' verfällt ja auch immer wieder dem Drogen- und Alkoholmissbrauch; daher finde ich dieses Buch auch sehr authentisch und glaubhaft geschildert.

Dabei könnte Tessa jeder sein. Tessa ist nicht sie selbst, Tessa ist viele, Tessa ist eine ganze Generation. Tessa erscheint in diesem Buch, begleitet den Leser, macht vieles deutlich. Dabei ist dieser Roman nicht klischeehaft, aber er zeigt einfach vieles, erklärt, deckt auf, ist auf seine Weise auch unbequem.

'Tessa' ist sicher nicht das, was ich gewöhnlich lese, aber der Roman hat mich aufgewühlt. Die Sprache ist der Protagonistin angepasst und passt deshalb sehr gut. 'Tessa' bewegt und regt zum Nachdenken an. Es wird nicht eines meiner Lieblingsbücher werden, bekommt daher 'nur' 4 Sterne, aber eine ganz klare Leseempfehlung.