Erwartungen erfüllt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
häschen Avatar

Von

Da ich Gard Sveens Debüt-Roman "Der letzte Pilger" bereits gelesen und diesen sprichwörtlich verschlungen habe, waren meine Erwartungen an "Teufelskälte" extrem hoch. Ich kann schon einmal vorweg nehmen: Enttäuscht hat mich der begabte Skandinavier nicht!

Als im Advent 2004 eine junge Prostituierte einem grauenvollen Mordversuch zum Opfer fällt, wird die Osloer Polizei in helle Aufregung versetzt - darunter auch Tommy Bergmann, welchen dieser Fall stark an seinen ersten Einsatz 1988 erinnert. Damals wurde ebenfalls ein junges Mädchen, bis dato die Letzte in einer langen Reihe, ermordet. Der Täter sitzt in der geschlossenen Abteilung in Ringvoll felsenfest hinter Gittern. Wie ist dann diese unverwechselbare Ähnlichkeit der beiden Fälle zu erklären? Bald schon wird klar das Alles noch einen zeitlich viel weiter zurück liegenden Grund hat. "Edel Maria" ist der Schlüssel zu allem...Ein Mädchen, das alle Fäden zusammen führt...

Ich mag die Figur des Tommy Bergmann sehr, obwohl dies total paradox ist. Schließlich hat er seine eigene Frau oft geschlagen, was bereits in "Der letzte Pilger" und nun erneut thematisiert wird. Dennoch strahlt dieser Mann, von dem eine solche Tragik ausgeht, gleichzeitig eine starke Sympathie aus. Auch seine neue Kollegin Susanne Bech schließt man als Leser automatisch, mit Ihren ganzen Problemen und Ängsten als alleinerziehende Mutter, in sein Herz. Der Schreibstil des Autors lässt den Leser förmlich direkt in die Seele seiner Charaktere blicken. Das ist sehr mitreißend. Selbiges trifft auch auf den Spannungsaufbau zu.

Inhaltlich möchte ich eine klare Eins Minus an die Thematik vergeben. Der Fall und seine Verstrickungen ist definitiv die richtige Kost für Krimiliebhaber. Die Verbindung zum Titel finde ich persönlich etwas dürftig - zwar ist in einem Brief des Täters von der Hölle die Rede, eine Parallele zu "Kälte" ist für mich jedoch nicht ersichtlich.

Alles in Allem ist "Teufelskälte" ein rundum gelungenes zweites Werk Gard Sveens, mit klarer Kaufempfehlung, auch wenn "Der letzte Pilger" mir persönlich ein Tick besser gefällt.