Durchaus lesenswert

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dielesendekaethe Avatar

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Ich fange mal mit dem Offensichtlichen an – die Gestaltung ist wirklich großartig. Mir gefällt das auffällige rot-violette Cover in Kombi mit violettem Vorsatzpapier ausgesprochen gut. Auch den Titel finde ich nicht schlecht, obwohl ich im Nachhinein sagen muss, dass er zum Inhalt irgendwie doch eher auf Metaebene Bezug hat.

Ultrakurze Inhaltsangabe: Als junger Mann wird Ilja in einem Nachtclub Opfer eines korrupten Polizisten, was ihm sieben Jahre Straflager beschert. Wieder entlassen will er seinen Peiniger zur Rede stellen, bringt diesen dabei im Affekt um. Er nimmt das Smartphone des Toten an sich und beginnt, auf die eingehenden Nachrichten zu antworten.

Vom ersten Satz an wird alles sehr anschaulich geschildert, oft hat das Dargestellte etwas Kinohaftes an sich. Zumindest habe ich das so empfunden, da ich recht klare Bilder vor dem inneren Auge hatte, und das hat mir sehr gefallen. Irgendwo habe ich in einer Rezension gelesen, dass Glukhovsky in der großen russischen Erzähltradition stünde, und in gewisser Weise ist das tatsächlich zutreffend, aber eher im Kleinen. Im Gegensatz zu den russischen Virtuosen, wie Tolstoi, ist der Erzählstil klar und direkt, der Ton eher umgangssprachlich, beides also in der Tradition unserer Zeit, dabei aber nicht anspruchslos. Im Kontext des Erzählten passt das alles gut zusammen. Die Sätze sind tendenziell kurz, wodurch ein angenehmes Tempo entsteht, das den Ereignissen angemessen ist. Die Ereignisse selbst hingegen sind jedoch recht erwartbar; es gibt keine überraschenden Wendungen. Hier klingt vielleicht wieder die russische Erzähltradition an.

„Text“ fiel bei mir nicht in die Kategorie Bücher, die man einfach nicht weglegen kann und die einem einen wunderbaren Rausch verpassen. Aber ich habe den Roman gerne gelesen und mein Fazit lautet: Durchaus lesenswert, wenn man’s nicht tut, versäumt man aber auch nichts.