Erschütternd und fesselnd

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buchling zamonia Avatar

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Inhalt:
Sieben Jahre hat Ilja zu Unrecht im Straflager verbracht, weil ihm ein Milizionär Drogen untergeschoben hat, als er seine Freundin vor diesem verteidigt hat. Seine Freundin Vera hat es ihm nicht gedankt, sondern noch während seines Aufenthalts die Beziehung beendet.
Jetzt kehrt er nach Moskau zurück, zu seiner Mutter, die letzte Person, die ihm noch geblieben ist. Dabei muss er feststellen, das sie kurz vor seiner Heimkehr an einem Herzinfarkt verstorben ist und seine Exfreundin Vera schwanger ist von einem anderen.
Blind und taub vor Trauer soll "das Schwein", wie er den Milizonär Petja Chasin nennt, nun bezahlen für das, was er Ilja angetan hat.

Im Affekt ersticht er Petja und nimmt das Handy des Verstorbenen an sich. Dieses gibt keine Ruhe, immer neue Nachrichten von allerlei Personen treffen ein, und Ilja beginnt zu antworten, um zu vertuschen, das Petja tot ist. Zunehmend wird Petjas Leben dadurch zu seinem.

Bewertung:
Der Autor Glukhovsky nimmt sich zu Beginn viel Zeit, Ilja und seine Lage ausführlich in TEXT vorzustellen. Man lernt ihn dadurch gut kennen und sympathisiert leicht mit ihm. Beim Lesen befindet man sich ständig im Konflikt mit sich selbst: ist Iljas Tat damit gerechtfertigt, dass er ja bereits - unschuldig - im Straflager gebüßt hat?

Anfänglich nutzt er das Smartphone ja nur, um sich die Familie, Petjas Kollegen und die Polizei vom Leib zu halten. Er ist dann jedoch richtig fasziniert von allem, was er Dank des Smartphones über Petja erfährt, und taucht tief ein in dessen Leben und Beziehungen. Er stellt dabei fest, das es auch Chasin nicht einfach im Leben hatte. Er beginnt, durch seine Textnachrichten etwas wieder gut machen zu wollen an der Freundin von Petja und dessen Familie. Das Smartphone entwickelt sich im Buch zu einem dritten Hauptcharakter.

Das Unheil braut sich trotz all seiner Bemühungen über Ilja zusammen, und ich habe richtig mit gefiebert, ob er es schafft, der Situation straflos zu entkommen.
Das Ende hat mich geschockt und tatsächlich auch recht wütend zurückgelassen – es ist eines, das noch lange im Kopf bleibt und einen selber reflektieren lässt.

Dies drückt der letzte Satz im Buch sehr gut aus,der mir seither im Kopf schwirrt:
"Es gibt Menschen, von denen bleibt etwas, und von anderen Menschen bleibt nichts."