Grau, trist und hoffnungslos

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
melail Avatar

Von

Russland so trist und hoffnungslos, Glukhovsky's Charaktere (leider) auch (?).

Ich habe bisher nur die Metro-Reihe gelesen und war dort vom dritten Teil maßlos enttäuscht. Leider konnte ich einige der dortigen Kritikpunkte ebenfalls in TEXT wiederfinden.

Man kämpft sich nämlich auch hier immer wieder durch die panischen und chaotischen Gedanken des Protagonisten und die Gespräche der unterschiedlichen Charaktere sind stellenweise leider auch nicht weniger hektisch. Das spiegelt natürlich perfekt deren Verzweiflung, den Druck von außen und die allgemeine Hektik wieder, ist mir aber nach 200 Seiten viel zu anstrengend geworden. Ein Pluspunkt ist allerdings, dass man hier nicht mehr erraten muss, zwischen welchen Charakteren denn nun Unterhaltungen stattfinden. Das Buch hat tatsächlich etwas mehr Struktur bekommen und fühlt sich nicht mehr an, wie ein wahnwitziger Fiebertraum.

Allerdings fühlt man auch sonst nicht sehr viel. Drogen, Alkohol, Illegales. Käufliche Polizisten, leichte Mädchen, ein korrupter Staatsapparat. Das macht es unheimlich schwer, sein Herz für irgendeinen dieser Charaktere zu öffnen. Da bleibt eine unüberbrückbare Distanz, als würde man abends die Nachrichten lesen.

Ich befürchte, das Buch ist einfach zu melancholisch, zu grau, zu aussichtslos für mich. Es hat mich ab einem gewissen Punkt regelrecht zermürbt. Was natürlich für die Fähigkeiten des Autors spricht, aber leider nicht für mein persönliches Lesevergnügen.