Wird seinen hohen Ambitionen nicht gänzlich gerecht.

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Rezension zu: The April Story



Prämisse: Eines Nachts stößt die junge April May in New York auf eine seltsame Skulptur und stellt ein Video von ihr ins Internet. Da an Dreiundsechzig weiteren Orten identische Statuen auftauchen, wird sie sehr schnell sehr berühmt, besonders als sich herauskristallisiert, dass die Statuen extraterrestrischen Ursprungs sind. April wird zum Fürsprecher einer Bewegung die optimistisch auf die Außerirdischen blickt – sowie zum Gegner einer Gruppe die sich vor ihnen fürchtet und sich dabei immer weiter radikalisiert.



Bewertung: Auf der Rückseite von „The April Story“ steht geschrieben „Einfach brillant – das beste Buch das ich über die Frage wie sich unser > Hier und Heute < anfühlt, gelesen habe.“ Daher möchte ich neben der gewöhnlichen Kriterien das Buch auch daran messen inwieweit es diesen Lob gerecht wird. Die Prämisse des Buches betrachte ich als gut, mit den Carls - wie die Statuen genannt werden – schafft Hank Green eine interessante Neuinterpretation des Alien Themas. Es war ebenfalls eine gute Idee den Fokus darauf zu legen, wie die Menschen auf die Carls reagieren, da dies meiner Ansicht nach in vielen Geschichten über außerirdische oder allgemein phantastisches zu sehr vernachlässigt wird. Die Nebenfiguren erfüllen ihren Zweck gut und manche von ihnen – besonders Maya und Andy – sind auch darüber hinaus gut geschriebene Figuren. Das größte Problem in dieser Hinsicht ist meiner Ansicht nach April May. Zwar finde ich es äußerts löblich, dass sie keine unnahbare, arrogante, unemphatische, abgehobene kurz unsymphatische Mary Sue ist, wie leider viel zu viele diverse Figuren in modernen Medien, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten, mit Fehlern, aber auch positiven Charaktereigenschaften und Stärken. Zusammengefasst: Sie ist ein Mensch. Leider jedoch haben manche ihrer Fehler es mir wirklich schwer gemacht sie zu mögen. So trennt sie sich beispielsweise recht früh im Buch ohne Grund von ihrer festen Freundin. Einfach nur weil sie es – wie sie auch selbst zugibt – Menschen einfach von sich wegstößt. Ein wenig rehabilitiert sie sich dadurch, dass sie ihre Fehler und Schwächen anerkennt und eingesteht. Ein Problem ist jedoch, dass sie niemals narrativ für ihre Fehler bestraft wird. Das mag am Ende zwar so wirken, doch eigentlich erlangt sie die höchstmöglichste Absolution ohne dafür etwas aktiv tun zu müssen. April May ließ mich am Ende des Buches zwiegespalten zurück. Der Schreibstil dagegen konnte mich überzeugen. Erzählt wird – in der Rückschau und häufig sarkastisch - aus Aprils Ichperspektive. Auch wenn durch diese Art der Erzählung ein möglicher Logikfehler auftritt, nutzt sie dem Buch. Der Leser erlebt viel Introspektion und einige sehr interessante Gedanken, was das Buch sehr bereichert. Der Plot ist solide. Manchmal etwas redundant aber im großen und ganzen unterhaltsam uns kurzweilig. Lediglich am Ende schwächelt er stärker als Hank Green die Ideen auszugehen schienen. Betrachtet man „The April Story“ nur als literarisches Werk, würden meine Kritikpunkte in Addition 4/5 Sternen ergeben. Doch es gibt ja noch das Zitat auf der Rückseite. Direkt vorneweg, ich stimme den Zitat nicht zu. Zwar glaube ich John Green, dass „The April Story“ für ihn das beste Buch über die Frage wie sich unser > Hier und Heute < anfühlt ist, dass er je gelesen hat, doch ist dies eine subjektive Aussage da sich unser > Hier und Heute < für jeden ein bisschen anders anfühlt. Gerade jetzt wo die Gesellschaft stellenweise stark gespalten ist, kann es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage geben welches Buch unser > Hier und Heute < am besten beschreibt. Ich kann dieses Buch daher in dieser Hinsicht natürlich auch nur aus meiner Perspektive bewerten. Der größte Fehler den das Buch meiner Ansicht nach begeht ist die typische Simplifizierung von Politik die sich in Büchern mit diesen Thema häufig findet. Nur zu häufig heißt es in diesen Büchern – so auch hier – Links = Gut Rechts = Böse. Eine Annahme, die nicht gänzlich falsch ist, jedoch sind gerade die Antagonisten in solchen Büchern einfach nur böse und die Protagonisten einfach nur gut. Es wird nur sehr selten der Versuch unternommen die Gegenseite zu verstehen oder Brücken zu schlage. In „The April Story“ erkennt April zwar an das die „Defender“ aus Angst handeln, versucht jedoch nie diese Angst zu verstehen. Xenophobie ( jedoch nicht was daraus resultiert ) – die auch hier die Haupteigenschaft der Defender ist – ist meiner Ansicht nach kein Fehler sondern eine Schwäche – so wie April es so ähnlich in Bezug auf Drogenkonsum formuliert – und man hilft betroffen Menschen nicht indem man sie pauschal als „Arschlöcher“ abstempelt. Anstatt die Menschheit wirklich zu vereinen - wie es im Buch durch die Carls geschehen soll – spaltet man erneut nur und schiebt den Gegnern die ganze Schuld zu. Meiner Ansicht nach wäre es besser gewesen das Buch aus zwei Perspektiven zu schreiben. Einmal die von April und einmal die von jemanden der sich vor den Carls fürchtet. Auf diese Weise hätte man im Laufe des Buches beide Denkweisen beleuchten, die Vor und Nachteile beider diskutieren und am Ende eine tatsächliche Einigung erzielen können, aber stattdessen verliert sich „The April Story“ in seiner simplen „Gut gegen Böse“ Kinderbuchnarrative.



Fazit: „The April Story“ wird seinen großen Ambitionen meiner Ansicht nach nicht gerecht. Zu sehr teilt das Buch die Welt in Fraktionen ein, Zu sehr zeigt es eine subjektive Perspektive auf die Welt, zu sehr mangelt an Verständnis für die Gegenseite, zu sehr verliert es sich in seiner simplen Narrative und zu einfach macht es sich sein Ende. Eine Katastrophe ist „The April Story“ jedoch bei weitem nicht. Die soliden Figuren, die teilweise klugen Gedanken des Buches ( vor allem zum Thema Berühmtheit ), die interessante Introspektion Aprils und die kreativen neuen Ideen welche den Alien Thema eine neue, innovative und einzigartige Note verleihen, sowie die Menschlichkeit Aprils machen das Buch zu einen Leseerlebnis, dass man zwar nicht machen muss, jedoch auch nicht bereuen wird. Nur wer von dem Buch tiefe Einblicke in die menschliche Psyche, die Gesellschaft oder das Universum erwartet, sollte sich besser anderen Büchern zuwenden. In Summe ist das Buch sehr solide. Ich gebe „The April Story“ ( mit Tendenz nach oben ) eine Sternewertung von:



3,5/5