12 Monate in eisiger Kälte

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monika85 Avatar

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Der Knaur Verlag hat "The Dark" veröffentlicht, den ersten Thriller der englischen Autorin Emma Haughton. Ich mag anspruchsvolle Krimis, die vor eisiger Kulisse spielen und ohne blutiges Gemetzel auskommen, und war daher vom Klappentext sofort sehr angetan.

Im Mittelpunkt des Romans steht die junge Ärztin Kate North. Durch eine persönliche Tragödie hat sie ein Trauma erlitten und ist schmerzmittelsüchtig geworden. Sie sehnt sich nach einem Neuanfang und tritt eine auf 12 Monate befristete Tätigkeit als Ärztin auf einer UN-Forschungsstation in der Antarktis an. Die Station UNA war 3 Jahre zuvor errichtet worden, um Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammenzubringen und den Klimawandel sowie die entscheidende Rolle der Antarktis für die globalen Wettersysteme genauer zu erforschen. Die angeschlagene Kate wird die Nachfolgerin des Arztes Jean-Luc Bernas, der zwei Monate zuvor draußen im Eis ums Leben gekommen ist. 

Die Geschichte beginnt langsam und ruhig. Kate lernt nach und nach ihre 12 Kollegen kennen und muss feststellen, dass nicht alle über ihre Anwesenheit erfreut sind. Es kommt zu einem Todesfall, und Kate gelangt zu der Überzeugung, dass es sich um einen Mord handelt und der Mörder sich unter ihnen befindet.

Der Thriller ist in schönem und flüssigem Erzählstil in der Ich-Form geschrieben. Kate lässt uns an ihren Gedanken, Erinnerungen und Ängsten teilhaben. Wir sind ihr ganz nah und fühlen förmlich ihre Angst vor der Dunkelheit, erleben aber auch ihren inneren Kampf gegen die Arzneimittelsucht. Rückblickend erfahren wir auch die Ursache, die zu ihrem traumatischen Erlebnis geführt hat.

Die Autorin erzeugt durch ihre schöne Erzählweise eine Spannung, die sich immer weiter steigert. Sie beschreibt ganz großartig das Zusammenleben der Crew, ihre Auseinandersetzungen und Ängste. Sie schildert eindrucksvoll und faszinierend die Auswirkungen der Isolation auf die Protagonisten. Auch die Beschreibung der atemberaubenden Natur der Antarktis und der klaustrophobischen Enge innerhalb der Forschungsstation fand ich sehr gelungen. Die unterschiedlichen Charaktere sind gut gezeichnet und authentisch.
Die Liste mit den Namen und Tätigkeiten der 13 Mitarbeiter am Anfang des Buches war für mich sehr hilfreich.

Das letzte Viertel des Buches habe ich als zu überfrachtet empfunden. Es geschieht einfach viel zu viel auf diesen 100 Seiten, es finden sich Logikfehler, und die Geschichte verliert leider an Glaubwürdigkeit. 

Das Buch hat mir - mit Abstrichen - sehr gut gefallen. Es war spannend, hatte mehrere Wendungen und hat mich bis zum Ende gefesselt.