Kein Entkommen: Antarktis-Thriller, unbedingt lesen!

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„The Dark“ spielt in einer abgeschiedenen Forschungsstation in der Antarktis. Die Ärztin englische Kate North hat sich für zwölf Monate dorthin versetzen lassen, weil sie einen deutlichen Cut in ihrem Leben brauchte. Sie ist nun der Ersatz für den französischen Arzt Jean-Luc Bernas, der vor kurzem bei einem Unfall in der Nähe der Forschungsstation ums Leben kam.

In der Antarktis beginnt der Winter, und es wird tagsüber nicht mehr hell. Auf normalem Weg ist es für viele Monate fast unmöglich, die Forschungsstation zu erreichen. Nach und nach hat Kate Zweifel, ob Jean-Lucs Tod wirklich nur ein Unfall war. Sie fühlt sich zunehmend unwohl und weiß nicht, wem im Forschungsteam sie überhaupt noch trauen kann. Es kommt zu einem weiteren Todesfall. Ist ein Mörder unter ihnen?

„Hier draußen kann alles Mögliche passieren, und Hilfe ist sehr, sehr weit entfernt.“ (Kindle-Position 372).

Emma Haughtons erster Thriller!

Cover und Schreibstil:

Das Cover von „The Dark“ zeigt eine Taschenlampe mit einem hellen Lichtkegel, in dem Eiskristalle zu sehen sind. Der Rest des Covers ist tiefschwarz. Das Cover ist düster, passt gut zum Buch und macht neugierig.

Emma Haughtons Schreibstil ist flüssig und gut lesbar. Der Text hat nach meiner Einschätzung auch nicht durch die Übersetzung ins Deutsche glitten. Durch die Ich-Perspektive, aus der die Geschichte erzählt wird, fühlt man sich beim Lesen nahe am Geschehen. Das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches ist kurzweilig und interessant. Die einzelnen Kapitel hätten für meinen Geschmack etwas kürzer sein können. Emma Haughton schafft mit ihrem Schreibstil eine düstere und beklemmende Stimmung, unter anderem, indem sie solche Sätze schreibt:

„Um uns herum eine unermessliche Wildnis aus Dunkelheit und Kälte. Und niemand wird kommen, um uns zu retten.“ (Kindle-Position 4845)

Auch die Landschaft in der Antarktis und die Wetterphänomene werden überzeugend beschrieben. Leider erhält man nicht viele Informationen über die Forschungsarbeit des Teams, dies habe ich ein bisschen vermisst.

Fazit und Leseempfehlung:

„The Dark“ ist ein Antarktis-Thriller, der es in sich hat. Das Tückische an diesem Buch ist, dass sehr lange nichts wirklich Spannendes passiert, und die Spannung dann auf einmal in die Höhe schießt. Der Showdown im letzten Viertel des Buches war nervenaufreibend. Die Autorin verwendet viel Energie, um die Gedanken ihrer Hauptprotagonistin Kate darzustellen. Lange Zeit wusste ich beim Lesen nicht, ob ich Kate sympathisch finde oder nicht. Durch ihre diversen persönlichen Probleme verhält sich Kate teilweise irrational, und auch ihre Gedanken sind naiv und schwierig nachvollziehbar. Letztendlich ist es auch Kates Schuld, dass sich die Situation auf der Forschungsstation immer mehr zuspitzt. Kate steigert sich am Ende in eine wahre Paranoia hinein, die sie kaum noch beherrschen kann:

„Was wird uns zuerst erwischen?, frage ich mich. Der Mörder oder die Kälte?“ (Kindle-Position 4552)

Das ganze Team hat mit der Dunkelheit und den sehr beengten Wohnverhältnissen in der Forschungsstation zu kämpfen, und es war sehr interessant, zu lesen, wie jeder Einzelne damit umgeht.

„The Dark“ schwächelt meiner Ansicht nach stellenweise ein wenig. Zum einen, weil die Geschichte ein Stück weit ziemlich konstruiert daherkommt, zum anderen, weil das Tatmotiv in diesem Thriller ein wenig unspektakulär ist. Außerdem ist mir nicht klar, wie Kate das Auswahlverfahren für die Stelle als Ärztin mit ihren persönlichen und gesundheitlichen Problemen überhaupt erfolgreich durchlaufen konnte. Diese beiden Kritikpunkte treten aber schnell in den Hintergrund, wenn einen das Buch erstmal in seinen Bann gezogen hat. Das Ende des Buches ist überraschend und für meinen Geschmack ein wenig zu schnell.

Zum Schluss noch ein echter Gänsehaut-Satz aus diesem Buch:

„Rote Jacken vor weißem Schnee. Das einzige Leben im Umkreis von Hunderten von Meilen. Nur wir dreizehn. Ganz allein.“ (Kindle-Position 798)

Ich vergebe für „The Dark“ vier Sterne und empfehle diesen Thriller allen Locked-Room-Thriller-Fans.

Die Dauerleserin