Spannend und unterhaltsam

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rinoa Avatar

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Schon auf den ersten Seiten hat mich das doch außergewöhnliche Setting in den Bann gezogen, die Vorstellung, monatelang nicht von einem (noch dazu in Dunkelheit versinkenden) Ort wegzukommen, würde mich mehr als nervös machen. Die beengte Atmosphäre auf der Station und auch die Einsamkeit werden wirklich sehr gut und lebendig beschrieben und haben mich richtig gefesselt.

So meine Probleme hatte ich allerdings mit Kate, die mir irgendwie nicht wie eine Ärztin vorkam und deren Verhalten ich teilweise (oder meistens) überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich auch noch nie in einer vergleichbaren Situation war.
Die anderen Team-Mitglieder kamen mir dabei etwas zu kurz, was natürlich auch an der gewählten Erzählweise (aus Sicht von Kate in Ich-Form) lag. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, ob man Kates Wahrnehmungen überhaupt trauen kann, das war schon gut gemacht. Allerdings geht das dann eben auf Kosten der anderen Personen, deren Charakterisierung eher oberflächlich und blass bleibt.
Was allerdings etwas ausführlicher hätte sein können, war der Alltag auf der Station. Die Beschreibungen der Umgebung fand ich toll, aber was das Team den ganzen Tag eigentlich gemacht hat außer Arbeiten und überhaupt das Zwischenmenschliche, das blieb mir insgesamt zu schwammig.

Womit die Autorin mich aber letztendlich doch gekriegt hat, war die Spannung. Ich konnte das Buch wirklich nicht aus der Hand legen und habe bei jeder (noch so kleinsten) sich bietenden Gelegenheit gelesen. Und wenn ich dachte, es geht nicht noch mehr, wurde noch eine Schippe draufgelegt. Als ich dann fertig war, war ich fast ein bisschen enttäuscht, dass es schon vorbei ist, denn irgendwie sind mir Kate und die anderen (trotz der oben erwähnten Oberflächlichkeit) doch ans Herz gewachsen.

Die Auflösung hat mich am Ende schon überrascht, die Motive und Erklärungen waren allerdings etwas dünn und es gab auch einige Logikschwächen, an denen ich nach der Lektüre noch zu knabbern hatte.

Alles in allem war „The Dark“ aber so spannend, dass kleinere Schwächen doch verzeihbar sind. Zusammen mit der wirklich großartigen Atmosphäre hat es mir einige sehr unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich werde das Buch gerne weiterempfehlen!