Thriller mit gewissen Schwächen

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leseratte_vorablesen Avatar

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"The Dark" wird als Antarktis-Thriller beworben und hat ein Cover, das hervorragend zu diesen beiden Stichworten passt: düster und durch die blaue Farbe an Eis erinnernd und durch die hellere Innenfläche ein Hingucker.
Überzeugend war für mich auch die Kurzbeschreibung, die einen ebenso faszinierenden wie beklemmenden Antarktis-Thriller mit grandiosem Locked-Room-Setting und einer starken Protagonistin versprach.
Die britische Autorin Emma Haughton setzt ihren ersten Thriller in ein spannedes Setting: eine Forschungsstation mitten in der Antarktis und im einsetzenden antarktischen Winter auch von der Außenwelt völlig isoliert.
Die Beschreibung der Umgebung und der Wechsel von zunächst 24 Stunden Helligkeit in anschließend 24 Stunden Dunkelheit hat mich sehr fasziniert. Auch die Abhängigkeit von der lebensrettenden Technik und die Unwirtlichkeit der Umgebung, die lebensbedrohlich ist, wird gut beschrieben.
Leider hatte ich mit der Geschichte und teils auch mit der Protagonistin ein wenig Probleme. Es erscheint mir wenig glaubwürdig, dass eine tablettenabhängige, traumatisierte Person in einem mehrtägigen Auswahlverfahren mit medizinischen und psychologischen Tests für einen derart schwierigen Einsatz als Arzt in dieser Forschungseinrichtung ausgewählt wird. Ebensowenig kann ich nachvollziehen, wie die Protagonistin Kate North selbst auf die verrückte Idee kommt, sich für diesen Einsatz unter Extrembedigungen zu melden, obwohl sie stark medikamentabhängig ist und neben Panikattacken auch noch unter Klaustrophobie und Angst vor der Dunkelheit leidet.
Auch im Verlauf der Geschichte gibt es etliche Ungereimtheiten, von Briefen, die plötzlich auftauchen und vorher übersehen wurden, über unverantwortlich handelnde Stationsleiterinnen hin zur Protagonistin selbst, die einerseits ständig ganze Hände voll von verschiedenen Tabletten einwirft, andererseits bei ihren Nachforschungen völlig unsensibel und auch ungeschickt vorgeht. Kate ist zwar am Schluss die Heldin, aber ich hätte sie im Laufe der Geschichte oftmals einfach nur schütteln wollen.
Den überzeugenden Beschreibungen der Umgebung zum Trotze gewinnt man wenig Eindruck vom Alltag der Forschungsstation: es werden nur die Mahlzeiten, diverse Feiern und sonstige Freizeitaktivitäten beschrieben - der Arbeitsalltag der Wissenschaftler scheint nicht wirklich zu existieren...
Insoweit: eine gute Idee, ein ungewöhnliches Setting, in der Umsetzung aber mit gewissen Schwächen...