Verrückt, chaotisch, wirr

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lacrima.la.saoirse Avatar

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"The Deer and the Dragon" von Piper J ist der erste Band einer neuen, aufregenden Fantasyreihe, bei der es um soo viele verschieden Themen geht. Es ist eine große Entdeckungsreise auf die man die Hauptcharakterin Marlow begleitet, die alles was man glaubt und die Art und Weise wie man die Welt sieht, auf den Kopf stellt.
Das Cover ist mal etwas anderes, jedoch nichts was mich besonders anspricht. Die Leseprobe dagegen hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich wollte in diese verrückte Geschichte abtauchen. Und Hell yea ... verrückt ist dieses Buch allemal.
Es geht um Marlow, eine junge Frau, die schon selbst ziemlich verrückt ist. Denn sie hat einen imaginären Freund, ein Mann der sie seit Jahren nachts besuchen kommt. Doch warte mal...verrückt ist sie doch nicht, denn die männliche, mysteriöse Erscheinung bei Nacht ist real und mit ihm eine ganze Welt aus Dämonen, Engeln, Göttern und Wesen aus der Mythologie.
Zum Glück kennt sich Marlow ganz gut damit aus, denn sie ist auch Autorin einer berühmten Fantasyreihe über die verschiedenen Mythologien der Erde. Und so wird Marlow in einen Strudel aus Machtkämpfen, Liebe und Gefahr gezogen.
An sich mochte ich Marlow, allerdings ist sie kein einfacher Charakter. Sie hat ihre guten, starken Momente, wo ich sie voll gespürt habe und dann gibt es leider auch Momente, wo sie verblasst, eindimensional wirkt und vor allem auch super naiv handelt. Als weiblicher Hauptcharakter bleibt sie doch bis zum Ende irgendwie ein Spielball, der hin und her geworfen wird und wenig selbst handhabt. Ich hoffe auf mehr Charakterentwicklung im zweiten Teil.
Ab ca. der Mitte steht Marlow eine anderer weiblicher Charakter zur Seite, der ganz wirr und verrückt ist. Es passt ja irgendwie zur Story und sie war auf ihre Art liebenswert und interessant, trotzdem fehlte mir auch dort ein bisschen Beständigkeit, ein klarer Faden.
Und natürlich haben wir auch männliche Wesen der Schöpfung. Die haben mir tatsächlich am besten gefallen und ich freue mich mehr von ihnen zu erfahren und zu lesen.
Die Autorin schneidet viele viele Themen an: Psychische Krankheiten, Trauma, Sexarbeit, Religion, Abhängigkeit, Tod, Gewalt und weitere.
Und tatsächlich habe ich mich an einigen Stellen nicht wohl gefühlt mit der Umsetzung. Vor allem der Konsum von Alkohol und Drogen ist großer Teil und wird an keiner Stelle kritisch hinterfragt oder sich damit auseinander gesetzt. Das hat mir gar nicht gefallen.
Vielleicht hätten ein paar weniger Themen es auch getan und so mehr Raum gehabt sich vernünftig zu entfalten. Z.B. liebe ich Mythologie und Götterwelten, aber in dieser Geschichte werden so viele verschieden einfach in einen Topf geworfen oder ein mal kurz genannt, ohne näher erklärt zu werden oder das sie eine Rolle spielen. Das Worldbuilding ist an sich echt cool, doch es wirkt auf mich auch irgendwie unausgereift, unfertig. Oder es fehlen für mich auch einfach zentrale Erklärungen. Hat den Effekt, dass man total Marlows Überforderung und das Gefühl verrückt zu werden, nachempfindet, gleichzeitig ist es irgendwann auch nervig und nimmt den Spaß am lesen.
Das Ende ist das ziemlich fix und mir hat da ein bisschen Aufklärung gefehlt. Es bleibt wie von Beginn an schnell, undurchsichtig und wirr, sodass ich mit einem großen Fragezeichen zurück bleibe. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil und wie sich alles entwickeln wird.