Stark beworben, stark geschrieben, schwach herausgestellt

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laberlili Avatar

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„The Ending“, in der broschierten Form recht schmal ausgefallen und somit definitiv keiner der Wälzer, der einem Vielleser auf dem Verkaufstisch sofort ins Auge stechen würde, weil „da habe ich dann ordentlich viel dran zu lesen“, war als Rezensionsexemplar via der Vorablesen-website zu mir gekommen. Unbedingt hatte ich diesen abwechselnd als Psychothriller oder Psycho-Drama bezeichneten Roman lesen wollen; die im Vorfeld offerierte Leseprobe, die weitgehend dem allgemeinen „Blick ins Buch“ entsprach, aber noch vier weitere Seiten des Inhalts wiedergab, hatte mich vollauf fasziniert und nun war die gedruckte Ausgabe auch nochmals versehen mit dem bereits in der Kurzbeschreibung gebotenen Hinweis, „The Ending“ sei eine ideale Lektüre für Fans von Stephen King oder Alfred Hitchcock.

Dabei fand ich den Schreibstil, die Art der Erzählung und ohnehin diesen kurzen Auszug aus dem Inhalt bereits sehr verdächtig, sich letztlich auf eine ganz bestimmte Weise aufzulösen (die ich sogar schon nach dem Lesen der Leseprobe im daraufhin verfassten Leseeindruck so benannte). Die Erwähnung von King und Hitchcock verstärkte diesen Eindruck noch ebenso wie die Klassifizierung als Psychodrama. Meine Vermutung bezüglich des Endes bestätigte sich schließlich, wodurch ich den Roman zwar literarisch gut erzählt, aber eben doch auch sehr vorhersehbar bzw. einfach stereotypisch fand. An den „Überraschungs-Hit“ glaube ich selbst da auch nicht, da das Thema grad in den letzten Jahren durch diverse Bücher und Filme meiner Meinung nach schon sehr klassisch geworden ist.
Aber grad diese Lobhudeleien haben mich dann bei der Lektüre bleiben lassen: Für mich war, als ich den Roman nur halb ausgelesen hatte, längst klar, dass ich mit meiner Vermutung hinsichtlich der Auflösung völlig richtig liegen müsste und ich war durchaus kurz davor, an dieser Stelle einfach abzubrechen und zu einem anderen Buch zu greifen. Doch ich dachte mir, wenn die Geschichte doch so überraschend sein sollte, müsste sie nun noch auf einen krassen Plot Twist zusteuern und plötzlich völlig anders sein. Dem war aber leider nicht so und ich dachte letztlich, dass ich es mir doch auch hätte sparen können, noch den Rest der Geschichte zu lesen. Wenn diese story „kühn und originell“ ist, wie es die Chicago Tribune verlautbaren sollen lassen hat, dann hat man dort vermutlich bereits seit spätestens Anfang der 90er keinen einzigen Film mehr gesehen (abgesehen von denen, die ich tatsächlich geschaut habe, fallen mir spontan zwei weitere Blockbuster ein, die ich selbst noch nie gesehen habe, über die aber ebenso weithin geredet wurde und von denen bekannt ist, dass sie den Faden verfolgen, der auch in „The Ending“ nun erneut gesponnen wird) und auch in diesem Jahrhundert nun noch keinen Roman gelesen.

Die Auflösung, das Ende, das zentrale Thema ist für mich selbst nun einfach längst wieder „zu durch“ gewesen; ausgelutscht und ausgenudelt. Da hat der Fakt, dass „The Ending“ stilistisch eben mehr zur großen Literatur als zur reinen Unterhaltungsbelletristik neigte, das Ruder für mich leider auch nicht mehr herumreißen können. Sehr, sehr schade! Wenn mir zehn Leute in kurzer Zeit quasi bereits die gleiche Geschichte erzählt haben, ist es mir egal, dass der Elfte sich besser, schöner, gewiefter… ausdrücken kann: Zu diesem Zeitpunkt bin ich definitiv eher gelangweilt – und schließlich froh, dass es sich bei „The Ending“ um keinen dickeren Schmöker handelte.

Drei Sterne, weil ich den Hintergrund von Allem hier so 0815 fand und die gleiche Geschichte mir zuvor halt schon so oft erzählt wurde, weswegen für mich persönlich der Roman nun eigentlich eine Zwei-Sterne-Lektüre war, jedoch: „The Ending“ ist halt ganz anders und in einem erstklassigen Stil gehalten und wäre Ian Reid der Erste gewesen, der mir eine solche story vorgesetzt haben würde, hätte er mich durchaus überrascht. In jenem Fall wäre „The Ending“ für mich nun ein Vier-Sterne-Buch gewesen. Die volle Punktzahl hätte der Roman auch da nicht eingefahren, da ich sämtliche Figuren einfach sehr ermüdend fand und diesen doch sehr gleichgültig gegenüberstand. Wäre es der rote Faden nicht schon gewesen, wären die Charaktere für mich eben immer noch sehr austauschbar geblieben. Also entscheide ich mich einfach zugunsten der goldenen Mitte zwischen zwei und vier Sternen und lasse drei Bewertungssterne an dieser Stelle zurück.

!! Zielgruppe? Achtung – Es folgt ein indirekter Spoiler… (oder auch nicht) !!
Ich werde nicht deutlicher spoilern, diese persönliche Meinung aber mit freundlichen Grüßen in Richtung von M. Night Shyamalan und auch Chuck Palahniuk abschließen – und spätestens nun werden vermutlich bereits vielen einen „Ach so! Schon wieder so eine Nummer!“-Moment erleben, aber insbesondere wer nun tatsächlich noch völlig ahnungslos ist, ja, der kann sich mit „The Ending“ wohl wirklich an „Kühnem und Originellen“ erfreuen und zumindest in dieser Kombination empfehle ich die Lektüre auch sehr gerne weiter.