Daphne, wunderbar!

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ikatzhorse2005 Avatar

Von

The Freedom Clause von Hannah Sloane (pola-Verlag) aus dem Englischen übersetzt von Verena Ludorff

Der Countdown beginnt. Dreizehn. Zwölf. Elf.
„Lassen wir es einfach!“, ruft er über den Lärm hinweg und greift nach ihrer Hand. Zehn! Neun! Acht!
„Aber warum?“, ruft sie zurück. Sie sieht verwirrt aus.
Sieben! Sechs! Fünf!
„Weil es dir nicht gefällt! Lass es uns einfach vergessen.“
Vier! Drei! Zwei!
„Wie kommst du darauf, dass es mir nicht gefällt?“
Eins! Frohes! Neues! Jahr!
Sie sind umgeben von den vertrauten Gesichtern ihrer Freundinnen und Freunde, die lachen und trinken, sich umarmen und tanzen. Alle, die hier in diesem kleinen Wohnzimmer zusammengepfercht sind, wirken ausgelassen und glücklich. Außer Madonna und Prince. Domenic starrt Daphne erstaunt an, sein Körper starr vor Angst. Sie starrt mit erhobenem Kinn zurück.
Oh scheiße, denkt er. Es gefällt ihr.
S. 117

Ein Schlüsselmoment! Nur eine Nacht im Jahr... und keine Fragen! Diese Idee, die von Domenic, Daphnes Mann angeregt wird, um ihre Beziehung interessanter und anregender zu machen, birgt für beide Seiten Gefahren und Möglichkeiten. Daphne ist skeptisch und stimmt widerwillig in diese Vereinbarung ein. Vereinbarte, feste Regeln bilden dabei die Rahmenbedingungen. Mit den Erfahrungen, die Daphne macht, streift sie nach und nach ihre bisherige Hülle ab. Sie lernt ihre Bedürfnisse zu formulieren und reift zu einer emanzipierten Frau. Die Fehltritte, die Domenic während der Laufzeit ihrer Vereinbahrung begeht, helfen Daphne die Augen zu öffnen. Sie definiert ihre Werte. Das schafft Selbstvertrauen und ebnet ihren Erfolg auf ihren weiteren Lebensweg.
Alte und neue Freunde begleiten sie dabei. Gespräche regen zum Nachdenken an. Sex und die Empfindungen dieser jungen Frau sowie deren Bezug zu ihrem Körper spielen hierbei eine große Rolle.

Hannah Sloanes Schreibstil ist angenehm, aufgeweckt und direkt, weder plumb noch anzüglich. Die Autorin schreibt von der sexuellen Befreiung und der weiblichen Lust. Sie gibt Daphne eine Stimme in ihrem anonymen Blog. Dort traut sie sich ihre Erfahrungen zu teilen. Sie koppelt diese an passende Rezepte. Das lockert die Situation auf und ist eine willkommene Abwechslung innerhalb der Geschichte.
Domenic kommt bei alldem nicht ganz so gut weg. Damit hatte ich kein Problem und fand seine Entwicklung passend innerhalb der Story.

Fazit: Angesprochen durch das auffallende Cover habe ich mich auf die Geschichte von Daphne und Domenic eingelassen. Ich wurde nicht enttäuscht. Die Zeilen lesen sich flott weg und ich konnte das Buch nur schlecht beseitelegen. Die Autorin erzählt eine moderne Familiengeschichte. Alltag, Probleme, Freundshaft, Gespräche und Geheimnisse kommen nicht zu kurz. Mir hat der Roman ausgesprochen gut gefallen! Ein wunderbares Buch und ein Highlight aus dem neuen pola-Verlag der Bastei Lübbe AG!