Außergewöhnlich

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Als ich den letzten Satz von „The Girls“ gelesen habe, war ich überrascht, dass ich das Buch doch so gut fand. Nicht, weil ich beim Lesen je das Gefühl hatte, es wäre nicht gut, es fiel mir nur einfach schwer, konkret zu benennen, warum es mir gefallen hat.

Das liegt zum einen vielleicht daran, dass die Hauptfigur Evie in ihrer Erzählung gar nicht so viel von sich preisgibt, immer eine gewisse Distanz zum Geschehenen aufbaut, als wäre sie nur Beobachterin und nicht Teil des Ganzen, obwohl sie mittendrin ist. Normalerweise wäre die Konsequenz für mich daraus, dass man sich mit der Protagonistin nicht gut identifizieren kann, es schwer fällt, in die Geschichte einzutauchen. Doch das trifft auf „The Girls“ auch nicht zu. Stattdessen schafft die Autorin Emma Cline es, dem Leser gerade so viel Spielraum für eigene Fantasie und Interpretation zu geben, dass man sich doch ziemlich gut in Evie hineinversetzen kann.

Zum anderen konnte ich vermutlich nicht konkret benennen, warum mir das Buch gefallen hat, weil sich der Schreibstil zunächst als etwas gewöhnungsbedürftig herausstellte, dann aber ziemlich schnell sehr flüssig zu lesen war und schließlich dem Leser das Gefühl gab, ein Stück sehr guter Literatur zu lesen. Emma Cline erzeugt beim Schreiben viele schöne Bilder, die mithelfen, den Leser direkt in die Geschichte hineinzuwerfen.

Letztendlich überrascht es mich dann also doch nicht so sehr, dass mir „The Girls“ so gut gefallen hat und dass ich es jedem ans Herz legen würde, der mal etwas Außergewöhnliches lesen möchte.