Beklemmend, erschreckend, faszinierend

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januar12 Avatar

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Evie Boyd ist 14, sie fühlt sich ungeliebt und einsam. Ihre Eltern trennen sich, sie bleibt bei ihrer Mutter, mit ihr und ihren neuen Freunden versteht sie sich nicht, will es auch gar nicht , ihr Schwarm will nichts von ihr wissen und dann kommt noch ein Zerwürfnis mit ihrer Freundin. Als sie im Park das erste Mal Suzanne Parker sieht, ist sie fasziniert von dem freien und scheinbar wilden Leben, von der Souveränität, der Austrahlung eines Mädchens, dass stark und frei erscheint. So kommt Evie zu dieser wilden Hippie-Clique am Rande der Stadt, es ist das Jahr 1969, die Zeit der Hippies, Aussteiger, die Zeit vom Traum eines freien Lebens, aber auch von Drogen und freier Liebe. Russell umgibt sich auf diesem alten, zerfallenen Hof mit jungen Menschen, Aussteigern und Aussreissern. Er hat eine Art sie an sich zu binden und Evie kommt durch ihre Faszination für Suzanne in Kreise, die ihr einerseits endlich das Gefühl von Liebe geben, aber den eigenen Willen immer mehr ins Abseits stellen werden.....



Ich habe eine Weile gebraucht um in dieses Buch, in diese Geschichte hineinzufinden. Mir klar zu werden, was für ein Mädchen Evie ist, was in ihrem Leben schief läuft, oder warum sie das Gefühl hat. Ihre Art zu verstehen.
Wir blicken durch die Augen der jungen 14jährigen Evie, die verzweifelt Liebe und Halt sucht und überall abgewiesen, zurückgewiesen oder einfach nicht genug beachtet wird. Die ein leichtes Opfer sein wird.
Doch irgendwann fängt es an, dass es Andeutungen gibt, Vorahnungen, leichte Blicke in die Zukunft - vor allem dadurch, dass die Autorin in zwei Zeitebenen die Geschichte erzählt - 1969 und in der heutigen Zeit, von einer älteren Evie, die immer noch nicht glücklich ist. Immer noch eine Frau, die sich nicht zur Wehr setzen kann und sich vor Angst verkriecht. Die mit ihrer Vergangenheit nicht abschließen kann.

Es ist einerseits faszinierend, anderseits aber auch sehr erschreckend, wie leicht Evie und vor allem die anderen in die falschen Fänge geraten, wie leicht es einem einzelnen gelingt, andere um sich zu scharren, sie zu beeinflussen, sie mit Drogen und Worten, mit Abhängigkeit langsam zu brechen und willenlos die eigenen (dunklen) Plänen am Ende ausführen zu lassen.

Ein Buch, das mich ab einem bestimmten Punkt an nicht mehr losgelassen hat, dass durch seine Parallelen zu der Manson Family nicht nur ausgedacht, nicht nur fiktiv erscheint, sondern leider realistisch klingt.

Nachdem ich mich an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat er mich auch gefesselt. Es hat eine Weile gebraucht um damit warm zu werden, mit den Andeutungen, mit den Verschachtelungen, mit den Nachsätzen. Die Autorin, Jahrgang 1989, hat m.E. aber eine sehr große Reife, um sich so ausdrücken zu können.

Den Sog - den Evie durch diese Gruppe spürt, hat die Autorin so umgesetzt, dass er beim Lesen spürbar ist.

Beklemmend, erschreckend, fesselnd.