Evie blickt zurück

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tochteralice Avatar

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When the moon is in the seventh houseand Jupiter aligns with Mars, then peace will guide the planets...
So wird der Beginn des Wassermannzeitalters im Musical "Hair angekündigt und Assoziationen dazu kamen in mir bei der Lektüre dieser Leseprobe auf.

Denn es kommt mir so vor, als wäre die 14jährige Evie 1969, als sie der geheimnisvoll-lässigen, ja schlampigen Suzanne und zwei anderen Mädchen, die sie im Park beobachtet hat, bis auf die verwahrloste Ranch, auf der diese bei Russell, der eine Art Guru für sie ist, wohnen, folgt, drauf und dran, in ein neues Zeitalter - vielleicht das des Wassermannes - einzutreten.

Willkommen also im Zeitalter der Hippies, ihres Gedankengutes und ihrer - teilweise durchaus kruden - Theorien, die Wahnsinnige diverser Couleur wie bpsw. Charles Manson groß werden ließen und ihnen - teilweise - die Möglichkeit gab, sie auszuleben.

Inzwischen ist eine lange Zeit vergangen und Evie, die damals ein Teil des Ganzen war, blickt zurück - nein, nicht im Zorn, sondern mit Wehmut, aber vor allem mit einer Menge Schmerz und vielen anderen Gefühlen, die künftigen Lesern des Buches noch nicht verraten werden sollen.

Es ist der pure Wahnsinn, was damals geschehen ist, quasi direkt neben Evie! Ich war gespannt darauf, es zu erfahren, in die Atmosphäre einzutauchen, die damals herrschte, Evie bedingungslos zu folgen.

Doch es blieb alles an der Oberfläche - sowohl die junge Evie von 1969 als auch die ältere der Gegenwart vermochten nicht, mich mitzunehmen in ihre Geschichte - es blieb eine Menge Unverständnis, jede Menge Fragen, auch wenn mich die Geschichte durchgehend interessiert hat. Doch sie ging nie so weit in die Tiefe wie gehofft, dümpelte leider an der Oberfläche und verlor sich leider auch mal in Klischees - solche, die es halt so gibt über die 1960er, über Hippies, Freizügigkeiten und alles, was damit so verbunden ist.

Emma Cline kratzt an einer Welt, in die sie keinen Einlass findet - so mein Empfinden.

Dass ich das Buch dennoch ganz gern gelesen habe, lag zu einem großen Teil an der grandiosen Übersetzung von Nikolaus Stingl, der u.a. Irving in die deutsche Sprache brachte - ein ganz besonderer Genuss! Die Neugierde, die Rastlosigkeit, die in mir herrschte, die Erwartung an dieses Buch: all dies konnte leider nur in Teilen befriedigt werden!