Ich spürte, wie sich Hass in mir verhärtete, und es war schön, wie groß er war, wie rein und heftig.

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sabatayn76 Avatar

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Inhalt:
Kalifornien, 1969: Die 14-jährige Ich-Erzählerin Evie möchte beachtet werden und etwas Besonderes sein. Da begegnet sie der charismatischen Suzanne, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint. Suzanne nimmt Evie eines Tages mit zu der Ranch, wo sie mit mehreren Mädchen und dem Guru Russell lebt. Evie ist fasziniert von diesem andersartigem Leben in Freiheit und ohne Besitz und Besitzansprüche. Doch bald entdeckt sie auch die andere Seite der Medaille: Russells Kontrolle, seine Allmacht und die sexuelle Hörigkeit der ‚Girls‘.

Mein Eindruck:
Ich habe mich schon etwas intensiver mit Charles Manson und seiner Family beschäftigt, so dass die Lektüre von ‚The Girls‘ fast Pflicht für mich war, da mich das Thema generell sehr interessiert.

Mir hat der Roman sehr gut gefallen - sowohl sprachlich als auch inhaltlich. ‚The Girls‘ lässt sich flüssig lesen und ist durchweg fesselnd. Dabei gibt es im Roman viele Parallelen zu Charles Manson (z.B. der schwarze Bus, der Guru Russell, der die Mädchen mit Drogen und Sex gefügig macht und wie Charles Manson Musiker ist), aber die Geschichte ist nicht nur an die Realität angelehnt, sondern bietet auch eigene Ideen und ‚neue‘ Protagonisten.

Dass der Roman das Debüt einer 27-Jährigen ist, kann man fast nicht glauben, so geschickt erzählt Emma Cline ihre Geschichte, so erfahren wirkt sie als Autorin. Es gab im Roman keine einzige Stelle, die mich gestört oder die ich mir anders gewünscht hätte, was für mich echten Seltenheitswert hat.

Besonders die Entwicklung Evies mit der Gehirnwäsche, der sie unterzogen wird, fand ich überzeugend dargestellt. Als Leser fragt man sich einerseits immer wieder, wie Russell die Mädchen so stark an sich binden konnte, findet seine psychologischen Tricks billig und plump - und doch versteht man andererseits, was er in Evie und den Mädchen auslöst, wie er es schafft, sie zu halten, sie zu kontrollieren und sie zu missbrauchen.

Mein Resümee:
Ein großartiger Roman, angelehnt an die wahre Geschichte um Charles Manson und seine Family und doch auf ganz neue Art und mit vielen eigenen Ideen erzählt.