In 1969

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sweetaddict Avatar

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Evie Boyd ist 14 Jahre alt und nicht anders als andere Teenager. Sie hat eine beste Freundin, Connie. Findet ihre geschiedenen Eltern für gewöhnlich nervtötend und bändelt mit den ersten Jungs an. Doch das ändert sich als Evie Suzanne kennenlernt. Irgendeine besondere Aura scheint die junge Frau zu umgeben und noch ehe Evie sich fragen kann was es eigentlich ist, was sie so sehr zu dieser Frau hinzieht steckt sie irgendwie mitten drin in einer Art Sekte, deren Führer Russel die anderen auf seine Weise lenkt und leitet.
In ihrem Roman beschreibt Emma Cline in erschreckend nachvollziehbarer Weise, wie ein junges Mädchen in diese Kommune geraten kann. Nichts davon scheint an den Haaren herbeigezogen und als Leser ertappt man sich dabei immer wieder zu hinterfragen ob einem selbst das auch hätte passieren können. Auch wenn der Ausgang der Geschichte tragisch, für die Protagonistin jedoch glimpflich ist bleibt ein schales Gefühl nach dem Lesen des Buches zurück. Dem entgegen steht die Schreibweise der Autorin, an die ich mich zunächst gewöhnen musste, denn dies ist nicht die Sprache einer 14-Jährigen, sondern die einer erwachsenen, reflektierten Frau, die sich ihrer eigenen Schwachstellen absolut bewusst ist und vielleicht gerade deswegen die Begrenztheit ihrer Handlungsmöglichkeiten wahrnimmt. "The Girls" ist ein Buch bei dem ich mich bis zum Schluss fragte ob es sich um die Nacherzählung einer wahren Begebenheit handelt, so sehr erinnert das Gelesene an Charles Manson. Diese Frage bleibt leider unbeantwortet, was den Nachklang des Gelesenen vielleicht sogar noch verstärkt. Für mich hat das Buch eine real-düstere Faszination heraufbeschworen, dennoch kann ich es nicht uneingeschränkt weiterempfehlen oder total begeistert sein. Tatsächlich war ich auch ein bisschen froh als es vorbei war, ich die letzte Seite gelesen hatte. Das ist aber wohl eher dem Umstand geschuldet, dass der Roman so real, so menschlich ist. Irgendwie entsteht dann doch der Wunsch sich davon zu distanzieren und in unsere geordnete zivilisierte Welt zurückzukehren.