Ein hyggeliger Wohlfühlroman mit Suchtpotential

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„Geschwisterpaare sind ein bisschen wie Schuhe aus dem Fundbüro. Man steckt die Hand in die Kiste mit Fundsachen und kann nur hoffen, dass man zwei erwischt, die zusammenpassen[…]“

Nutzt ihr oft Google, wenn ihr mal nicht weiter wisst?

Die Hauptprotagonistin Klara googlet bei jeder Gelegenheit zunächst die richtige Verhaltensweise oder eine mögliche Antwortoption. Das klingt etwas seltsam, wirkt aber dennoch sehr sympathisch.
Denn Klara ist oft verunsichert, welches Verhalten nun von ihr erwartet wird oder gesellschaftlich akzeptabel sein könnte.
Um damit zurechtzukommen, hat sie sich angewöhnt Google zu befragen.
Alex, die andere Hauptperson in diesem Roman, ist ebenfalls verunsichert. Dies liegt jedoch an der Depression, die ihn seit dem Tod seines Bruders im Griff hat.

Ihr merkt schon, dass das Buch durchaus ernste Hintergrundthemen beinhaltet, die durch die Autorin Ally Zetterberg jedoch mit einem guten Schreibstil sehr schön verpackt wurden.
Die Geschichte von Klara und Alex wird jeweils abwechselnd aus der Sicht der beiden erzählt.
Wobei Klaras Kapitel mit einer Google Frage als Überschrift beginnen und die von Alex mit To Do Aufgaben, die er in einem Kalender bearbeitet.
Natürlich wird in dem Roman das Rad nicht neu erfunden und die Story ist etwas vorhersehbar.
Klara, die in London lebt, muss zurück in das heimische Schweden und ihrem an Krebs erkrankten Vater zeitweise helfen dessen Firma am Leben zu erhalten.
Dabei lernt sie Alex kennen, der einen Job im familiären Handwerksbetrieb annimmt und der Plot nimmt seinen Lauf.

Und dennoch hat der Roman für mich 5 Sterne verdient, weil es einfach eine hyggelige Wohlfühlgeschichte ist mit sehr authentischen Charakteren.
Und gerade weil diese Ecken und Kanten hatten und so herrlich unperfekt waren, wirkten sie so sympathisch.
Da wäre die an Diabetes erkrankte Klara, die gesellschaftlich nicht angemessen reagiert und sich immer fragt, wieso sie anders ist als alle anderen.
Und Alex, der durch erledigte Aufgaben versucht wieder Erfolgserlebnisse zu generieren, um langfristig wieder psychisch fit zu werden.
Die Liebesgeschichte steht hier für mich definitiv nicht im Vordergrund des Plots. Sie gehört dazu, hatte für mich aber erst später dieses typische spürbare Kribbeln entwickelt.
Vielmehr geht es hier um Themen wie psychische Gesundheit, der Umgang mit Erkrankungen und Trauer und auch um das Konzept einer Familie, die nicht mehr als solche zusammenlebt.

Ally Zetterberg hat es geschafft mich von der ersten Seite an zu fesseln, obwohl der Plot doch leicht vorhersehbar war. Mit jeder Seite sind mir die Protagonisten mehr ans Herz gewachsen und ich war traurig, als ich das Buch beendet hatte.
Für mich daher ein voller Erfolg und deshalb vergebe ich auch 5 Handwerkskoffer für diesen hyggeligen Roman.