Hyggelig

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michelle.liest Avatar

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Das Cover besteht aus verschiedenen farbigen Fliesen im Hintergrund. Im Vordergrund sind zwei Personen (eine Männlich und eine Weiblich) und eine Leiter mit Farbeimer zu sehen. Das ergibt durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass es um ein Fliesenlegergeschäft geht. Das Cover greift damit den Inhalt des Buches wieder auf.

Dass Klara die Leitung der Firma ihres Vaters übernehmen soll weil dieser sich einer Krebsbehandlung unterziehen muss und sie genau null Ahnung von der Materie Fliesen, Bau, Unternehmensführung usw. hat soll sie vor Herausforderungen stellen. Im Grunde fragt man sich dann aber doch direkt zu Beginn, was ihr Vater all die Jahre gemacht hat, wenn man sieht was für Menschen für das Unternehmen arbeiten. Klara hat das nach wenigen Tagen schneller durchschaut als ihr Vater in der ganzen Zeit. Generell löst sie die Herausforderungen sehr einfach und fast ohne Anstrengung und das obwohl sie wie erwähnt keine Ahnung hat.

Wir erfahren die Geschichte aus der Sicht von Alex und Klara. Beide haben zu Beginn der Geschichte jeweils persönliche Besonderheiten, das spiegelt sich unter anderem im Schreibstil wieder. In Alex Fall erleben wir seine Depressionen, in kurzen, gefühllosen Sätzen. Damit wird sein Inneres für den Leser sichtbar und nicht nur durch ihn beschrieben.
Bei Klara liegt der Fall etwas anders. Sie sieht die Welt auf eine besondere Weise was sie uns durch ihre Gedanken mitteilt. Zum Beispiel hat sie den Eindruck, dass ungerade Zahlen unglücklich sind weil sie weniger Freunde haben, da sie ja ungerade sind. Im erweiterten Klappentext erfahren wir, dass dies auf ihren Autismus zurückzuführen ist. In der Geschichte selbst löst sich das erst im letzten Drittel auf. Außerdem hat sie Diabetes Typ I, was sie aber gut unter Kontrolle hat. Die “sporadische Unterzuckerung” die im Klappentext erwähnt wird ist kein so großes Thema wie man eventuell erwartet.

Die Anziehung der beiden, kann ich leider nicht nachvollziehen. Dass sie sich attraktiv finden - okay. Aber die tiefe Verbindung die die beiden zu haben scheinen erschließt sich mir nicht und kommt mir zu plötzlich.

Die Familiendynamiken von Alex und Klara finde ich auch nicht sehr gesund und auch nicht richtig reflektiert. Im Fall von Alex werden seine Depressionen von seinen Eltern, besonders von seinem Vater, runtergespielt was ich als sehr gefährlich und ungesund empfinde. Alex’ Vater reflektiert sein Verhalten auch nicht, es wird einfach als “er ist halt so” dargestellt und zum Schluss einfach unter den Teppich gekehrt. Und bei Klaras Familie bekommt man den Eindruck, dass sie das Mädchen für alles ist und man “es mit ihr ja machen kann”. Vor allem ihre ältere Schwester Saga behandelt sie von oben herab und ist immer die der es am schlechtesten geht. Das begründet sie zum Schluss damit, dass die Eifersüchtig war weil bei Klara als Kind Diabetes diagnostiziert wurde und sie “trotz der Krankheit” oder gerade deshalb so viel Aufmerksamkeit der Eltern bekommen hat und Klara immer alles so gut gemeistert hat. Und damit ist es Thema erledigt.

Gut finde ich, dass das Missverständnis zwischen Klara und Alex aufgelöst wird sobald sie darüber reden, damit ist es keine wirkliche Misskommunikation.

Alles in allem ist die Geschichte aber leicht zu lesen und hat mir gut gefallen.