unterhaltsam, berührend und manchmal vielleicht ein bisschen Klischee

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ilonathoem Avatar

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Dieses Buch ist eine gelungene Mischung aus Witz, Herzschmerz, Zuckerguss und schweren Themen. Gerade am Anfang war ich etwas erschlagen von der Schwere der Alex-Kapitel, da es sehr viel um den Tod seines Bruders und Alex Trauer geht. Das kam etwas unerwartet, passt aber zu dem Charakter und letztlich auch zur Geschichte. Die Missverständnisse zwischen Alex und Klara sorgen für jede Menge Herzschmerz, manchmal auch Frust und ein die beiden schütteln wollen „verdammt jetzt redet halt mal drüber!“. Witzig ist es allerdings und die Beziehung zwischen Alex und Klara wartet neben diesem Humor auch mit genug Zuckerguss auf um für den Herzschmerz zu entschädigen (oder ihn noch mehr in die Höhe zu treiben?). Slow burn im Sinne von sweet torture, ich habe gelitten und es geliebt. Ally Zetterberg hat hier zwei Charaktere wie für einander geschaffen und trotzdem legen beide noch eine ordentliche Charakterentwicklung hin. Nebencharaktere, die am Anfang etwas einseitig erscheinen, wie Klaras Schwester, werden im Laufe der Zeit immer runder, was direkt auf Klaras Entwicklung zurückzuführen ist und meiner Meinung nach einen sehr gelungenen Umgang mit dem perspektivischen Erzählen darstellt. Wie sehen die Welt wirklich durch Klaras und Alex Augen, was insbesondere dann spannend wird, wenn die beiden einander sehen.

Diese Geschichte ist unterhaltsam, berührend und manchmal vielleicht ein bisschen Klischee.

(Ich fand leider die gewählten Schriftarten fast durchgängig anstrengend zu lesen, zt waren die Kontraste nicht gut und das Druckbild unscharf.)

Achtung, (eventuell) Spoiler:
Klara war für mich sehr offensichtlich autistisch, dies kommt allerdings erst zum letzten Drittel hin explizit zur Sprache, da Klara dies selber zu Beginn nicht weiß. Auf diese Art dürfen Lesende Klara mit ihrer Art die Welt zu sehen und in ihr zu interagieren erstmal unvoreingenommen kennenlernen, lachen mit ihr aber nicht über sie. Ally Zetterberg schafft gerade bevor das Thema explizit wird eine sehr runde ausgewogene Darstellung, die durch ihre Selbstverständlichkeit überzeugt. Die Auseinandersetzung mit der Diagnose ist dann doch etwas oberflächlich beschrieben, der Prozess der Verarbeitung für die Geschichte beschleunigt dargestellt. Kernelemente sind trotzdem vorhanden und in gewisser Weise wird auch hier die Selbstverständlichkeit des so-seins aus dem Beginn der Erzählung beibehalten. Insgesamt aus meiner Sicht eine gelungene Darstellung einer autistischen Hauptperson, bei der weniger Wert auf sachliche Aufklärung gelegt, sondern einfach fundamental das autistische Erleben dieser einen Person dargestellt wird.