Wohlfühlcharaktere

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weltenreiserin Avatar

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The Happiness Blueprint ist ein super angenehmer Roman, wenn man einfach mal abtauchen will und bereit ist, sich auf besondere, aber dennoch absolute Wohlfühlcharaktere einzulassen. Das Buch habe ich dabei schon gerne wegen des Covers in die Hand genommen, wobei ich sehr schön finde, dass hier auf so kleine Details wie Klaras Ohrringe geachtet wurde, die einem doch immer wieder im Buch begegnen. Auf den einfarbigen Farbschnitt hätte ich durchaus verzichten können, da er nichts Besonderes ist. Der Anfang der Geschichte zieht sich ein wenig, bis die beiden Protagonisten aufeinandertreffen, dennoch hat es mich hier nicht gestört, da man die beiden so zunächst einmal getrennt mit ihren individuellen Problemen kennengelernt hat. Beide werden sehr authentisch dargestellt und in ihren Gefühlen intensiv begleitet, wobei der Perspektivenwechsel hier einen wichtigen Teil beiträgt. Klara habe ich von Anfang an sofort liebgewonnen, da sie nicht die perfekte, makellose Protagonistin ist, aber sich deswegen trotzdem nicht einfach alles gefallen lässt. Ihre autistischen Züge fallen von den ersten Seiten an auf, doch man gewöhnt sich schnell an ihr Denken und ihre Art, die Welt in Schriften und Schuhen zu betrachten, was zwischendurch auch mehrmals für amüsante Gespräche geführt hat. Generell liegt dem Roman ein humorvoller Unterton bei, der mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht und die Geschichte aufgelockert hat. Mit Alex selbst musste ich zunächst warm werden, was dabei weniger an ihm und seiner Persönlichkeit lag, sondern dem abgehackten Schreibstil geschuldet war. Nachdem ich mich damit jedoch angefreundet habe, ist er mir auch sofort ans Herz gewachsen, vor allem für seine Art, Klara so anzunehmen, wie sie ist und sich liebevoll um sie zu kümmern. Die Google Suchanfragen am Anfang von Klaras Kapiteln und die Kalendereinträge bei Alex haben immer einen kleinen Ausblick gegeben, aber dennoch konnte ich nicht immer vorhersagen, was nun passieren würde, wodurch sie sehr passend gewählt waren. Klara und Alex haben beide ihr Päckchen zu tragen und das steht ihnen durch einen Haufen Misskommunikation doch deutlich im Wege, aber genau das macht das Buch interessant. Ein wenig mehr Spannung hätte ich mir jedoch gewünscht, insbesondere da durch die von Klara gefeuerten Kollegen, wofür ich sie wirklich sehr bewundert habe, reichlich Potential gewesen wäre. Dass diese der Firma die Aufträge wegschnappen, hätte dafür gesorgt, dass sich das Buch nicht komplett in der Liebesgeschichte verliert, dennoch hat mich das Wiedersehen mit einem gewissen Herrn im Gericht dann doch überrascht. Toll finde ich auch, dass Klaras Schwester Saga anfangs nicht unbedingt eine sympathische Person war, aber mit der Zeit deutlich an Tiefe gewonnen hat und auch klar wurde, dass ihr Leben nicht so perfekt ist, wie Klara es oftmals annimmt. Das hat Saga nahbarer gemacht und sie in die Reihe von Charakteren gefügt, die man doch einfach nur gerne auf den Seiten des Buches antrifft. Schlussendlich bleibt mir also nur zu sagen, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe, insbesondere durch Klara und Alex, die zwei absolute Wohlfühlprotagonisten mit ihren authentischen Fehlerchen und Schwierigkeiten sind, der Schreibstil mir nach einer kurzen Gewöhnungsphase an Alex‘ Perspektive gut gefiel, aber durchaus noch mehr Potential mit einem bereits gegebenen Konflikt möglich gewesen wäre. Wer jedoch gerne einfach mal abtauchen und nach Schweden reisen möchte, ist hier definitiv richtig.