Zum Mörder gemacht

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sidis-bib Avatar

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Ein bestialischer Serienmörder, ein Einstufungstest und eine Analytikerin – „The Killer Profile“ verspricht harte Lesestunden und ist nichts für schwache Nerven.

Um was geht es?
Midnight Jones wertet psychometrische Tests für ihren Arbeitgeber Necto Corporation aus. Eigentlich sollen diese zeigen, ob Bewerber für bestimmte Studiengänge oder Stellen geeignet sind. Doch dann kommt Midnight eine „Anomalie“ unter – ein Profil K. Fest davon überzeugt, dass das ein Systemfehler ist, überprüft Midnight den Test und sieht Bilder des Grauens, auf die der Getestete scheinbar kaum reagiert. Sofort schlägt sie in der Chefetage von Necto Alarm, die Midnight umgehend mundtot macht und subtil mit Kündigung droht. Dann passiert in ihrer Nachbarschaft der erste bestialische Mord …

Protagonistin des Buches ist die Psychologin Midnight Jones, eine zielstrebige junge Frau mit enormem Verantwortungsbewusstsein. Denn neben ihrem Job bei Necto kümmert sie sich aufopferungsvoll um ihre geistig behinderte Zwillingsschwester Dawn. Zur Loyalität zu ihrem Arbeitgeber durch ihr gutes, zum Leben notwendiges Gehalt bei Necto „gezwungen“, gerät sie in Konflikt mit ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und Gewissen. Denn dieses „Killer Profil“ darf in ihren Augen nicht frei herumlaufen. Sie sieht nur einen Ausweg aus ihrer inneren Zerrissenheit, sie muss selbst ermitteln. An dieser Stelle zeigt sich auch manchmal ihre Naivität, scheint sie sich der Gefahren für sich und ihre Schwester so gar nicht bewusst. Als Nebencharakter sticht vor allem unser Killer hervor – der Bewerber – den wir im Verlauf des Buches immer besser kennenlernen. Und DI Ruskin, der Ermittler des LAPD in der Mordserien, pflichtbewusst, gerecht, idealistisch, dadurch aber auch irgendwie frustriert. Es ist interessant, diese drei Charaktere zu beobachten und nach und nach herauszufinden, warum sie tun was sie tun und sind wie sie sind.

Die Geschichte wird aus Sicht von Midnight Jones erzählt, ab und an unterbrochen durch kurze Abschnitte aus Sicht der Nebencharaktere: DI Ruskin, der Bewerber und den Opfern. Gerade die Sicht der Opfer jagt einem als Leser kalte Schauer über den Rücken, die Sicht des Bewerbers gibt Einblicke in seine abnorme Gefühlswelt. Und DI Ruskin lernen wir als abgestumpften Polizisten kennen, der einfach in seinem Leben schon zu viel Grauen gesehen hat. Das Buch liest sich flüssig und ist spannend geschrieben. Am Anfang hat das Buch etwas gebraucht, bis es Schwung aufgenommen hat, aber dann ist man förmlich durch die Seiten geflogen. Bei der Auflösung kam mir DI Ruskin, den man über den Verlauf des Buches doch sehr gut kennenlernt, zu kurz. Aber das ist meine persönliche Meinung.

Fazit:
„The Killer Profile“ ist von der ersten bis zur letzten Seite ein spannender Psychothriller mit einem interessanten Plot, dessen Basis psychometrischen Tests und Veranlagungen bilden. Clever konstruiert und mit interessanten Charakteren. Wer mit grafischen Darstellungen von Gewalt Probleme hat, sollte besser die Finger von dem Buch lassen. Zwar sind das nur wenige Stellen, aber dennoch sind diese in meinen Augen zwingend notwendig, um die Story „rund“ zu machen.