Origineller Auftakt mit Potenzial

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„The Last One“ ist der Auftakt der neuen Romantasy-Reihe „Schicksalsberührt“ von Rachel Howzell Hall und erschien am 10.04.2025 erstmals im Loewe-Verlag auf Deutsch.

Inhalt
Die Protagonistin erwacht ohne jegliche Erinnerungen in einer grausamen, durch Armut, Krieg und Krankheit gezeichneten Welt. Durch eine Reihe misslicher Umstände muss sie zumindest vorläufig ein neues Leben in einem fremden Dorf mit fremden Menschen beginnen. Sie weiß weder, wie sie heißt, noch was in ihrer Vergangenheit liegt. Letztere holt sie zunehmend in ihrem neuen Leben ein. Die zunächst namenlose Protagonistin macht sich mit ihrem neuen Freund Jason, seiner Schwester und deren Freundin also auf die Suche nach Antworten und gerät dadurch zunehmend in tödliche Gefahren. Wer war sie, bevor sie ihre Erinnerungen verlor? Und vor allem: wer will sie jetzt sein?

Meine Meinung
Cover
Das Cover besitzt eine dunkle Farbgebung und hat dadurch eine mysteriöse Wirkung, die sehr gut zur Atmosphäre des Buches passt. Gemeinsam mit dem farblich passenden Farbschnitt machen sie das Buch zu einem echten Schmuckstück im Bücherregal.

Schreibstil
Der Schreibstil von Autorin Rachel Howzell Hall hat mich persönlich sehr angesprochen und konnte mich echt mitreißen. Er war eher weniger detailliert, dafür aber fesselnd, humorvoll, flüssig und äußerst angenehm.
Was ich besonders toll fand, war, dass man in jeden der fünf Teile des Buches mit einem Gedicht über die Reise der Protagonistin startete. Das hat das Buch und das Leseerlebnis noch abwechslungsreicher gemacht.

Spannungsbogen
Direkt mit der Ausnahmesituation, dass die Protagonistin ihr Gedächtnis verloren hat, beginnt das Buch. Somit wird von der ersten Seite an sehr viel Spannung aufgebaut. Einige Plottwists (bis auf das Ende) fand ich allerdings etwas vorhersehbar.
Die mysteriöse Situation, dass die Protagonistin ihre Erinnerungen verloren hattte, zieht sich durch das gesamte Buch, langweilig wird es also nicht. Trotzdem sind mir besonders Teile in der Mitte des Buches etwas zu langatmig geraten. Das wird jedoch durch das spannende, sehr wendungsreiche Ende wieder ausgeglichen.
Nachdem ich das Buch beendet hatte, viel es mir zunächst schwer mir eine Meinung zu bilden, da ich hin- und hergerissen war. Einerseits war die Geschichte wirklich originell und bis zum Ende mysteriös und spannend. Andererseits war das Ende zwar wendungsreich, machte auf mich aber eher den Eindruck, als wäre der Plottwist und Cliffhanger erzwungen worden, um einen guten Abschluss zu finden. So wurden die großen Fragen sehr schnell hintereinander und für das Maß an Spannung zu wenig tiefergreifend beantwortet. Ehrlich gesagt warf der Plottwist am Ende mehr Fragen auf, als man Antworten bekam, was mich etwas unzufrieden zurückließ.

Figuren
Auch mit den Figuren hatte ich teilweise so meine Probleme. Bei fast allen wusste ich nicht, was ich von ihnen halten sollte. Das galt besonders für die Protagonistin. In der ersten Hälfte des Buches wurde sie mir langsam sympathisch. Etwa ab dem Beginn des zweiten Drittels jedoch verhielt sie sich ziemlich arrogant und wenig selbstreflektiert und es fiel mir zunehmend schwerer, Sympathien zu ihr aufzubauen. Viele ihrer Reaktionen und Aktionen waren für mich auch schlicht nicht nachvollziehbar. Sie wirkte nur wenig authentisch und auch nicht besonders tiefgründig ausgearbeitet.
Selbes gilt auch für die Liebesgeschichte. Die habe ich nicht mitfühlen können, die prickelnde Tiefe zwischen den beiden hat mir gefehlt. Daher war ich etwas enttäuscht, da mich der Klappentext und die Genreangabe auf eine tiefgründigere Liebesgeschichte haben hoffen lassen.

Originalität und Umsetzung
Die gesamte Geschichte ist sehr originell und ich habe noch nichts Vergleichbares gelesen. Das Setting ist wunderbar, wurde gut beschrieben und das Verständnis durch eine Karte im Buch unterstützt. Was jedoch meiner Meinung nach zu wenig beschrieben wurde, ist das Magiesystem. Dadurch war es sehr schwer greifbar. Beispielsweise habe ich immer noch nicht verstanden, wann nun Magie gewirkt werden kann und wann nicht.
Das Buch war überwiegend ganz schön blutig und es gab sehr viele Kämpfe. Einige Kampfszenen sind mit Sicherheit spannend, hier wurde aber vielleicht etwas übertrieben.

Fazit
Insgesamt hat mir das Buch „The Last One“ gefallen. Es zeichnet sich durch eine originelle Idee und eine sehr mysteriöse Atmosphäre aus. Der Auftaktband lässt noch Potenzial für die Folgebände, besonders, was die Figuren und ihre Tiefgründigkeit betreffen. Das wendungsreiche Ende habe ich absolut nicht kommen sehen und schließt das Buch mit einem sehr fiesen Cliffhanger ab. Ich vergebe 3 Sterne.