das Leben nach der Entführung

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frenx51 Avatar

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Carly May und Lois sind zwölf als sie von einem Mann "entführt" und den Sommer über in einer Jagdhütte im Wald versteckt werden. Entführt ist etwas übertrieben, denn beide sind scheinbar doch relativ freiwillig mitgegangen, weil er so nett aussah, schnell klar wurde dass er viel über sie weiß und weil sie sich von ihrer Familie vernachlässigt fühlten. Auch während der Zeit in der Hütte vergeht er sich weder an ihnen, noch tut er ihnen weh oder sonst irgendwie schlecht, sie fühlen sich fast ein bisschen wohl bei ihm. Und doch werden sie irgendwann befreit und der Entführer stirbt. Im Buch wird die weitere Geschichte von den beiden Mädchen erzählt, wie sie mit ihrer Erfahrung umgehen, welche Schwierigkeiten sie erleben und wie sie sich irgendwann wieder sehen.
Das Buch ist in vier Teile unterteilt. In Teil eins wird das aktuelle Leben von Carly May bzw. nun Chloe und Lois dargestellt. Chloe hat nach der Rückkehr an vielen Schönheitswettbewerben teilgenommen, irgendwann ihre Familie hinter sich gelassen, sich einen neuen Namen zugelegt und ist Schauspielerin geworden, die mehr oder weniger gute Rollen erhält. Lois hingegen hat Buchstabierwettbewerbe gewonnen, Literatur studiert, arbeitet nun an einem Collage und ist Schrifstellerin. Sie hat auch die Geschichte ihrer Entführung aufgeschrieben. Aus ihrem Buch "Der Wald so still", das sie unter ihrem Pseudonym Lucy Ledger verfasst hat, kann man im zweiten Teil lesen. Der dritte Teil erfasst wieder das aktuelle Leben der zwei Personen. Das Buch von Lois soll verfilmt werden und Chloe soll eine Polizistin spielen, die in den Entführer verliebt ist. Lois hingegen hat mit einen Studenten zu kämpfen, der zu tief in der Vergangenheit gräbt und ihr Leben ganz schön auseinander nimmt. Im vierten und letzten Teil, wird die Begegnung von Lois und Chloe in Kanada dargestellt, am Filmset zu dem Buch "Der Wald so still".
Beide Mädchen und nun junge Frauen zeichnen sich durch ihre unterschiedlichen Charaktere aus, doch der Leser merkt auch schnell welche, vor allem psychischen, Einschränkungen die beiden nach der Entführung haben, denn sie haben Probleme zu vertrauen, Probleme sich zu binden, Probleme eine gute Beziehung zu ihren Eltern aufzubauen. Beide leben ihr eigenes Leben, versuchen ihre Vergangenheit so gut es geht geheim zu halten, was leider nicht immer so klappt, wie sich vor allem in Lois Leben zeigt.
Für mich klang die Leseprobe, der Titel und die Idee der Geschichte sehr spannend, leider wirkte das Buch auf mich sehr langatmig. Das Genre Thriller, worin es zu Beginn eingestuft worden wäre, hätte meiner Meinung nach nicht gepasst. Wir erfahren viel über die zwei Hauptpersonen Lois und Chloe, doch kann sich die Geschichte und vor allem die Spannung irgendwie nicht nach oben treiben. Zwar wird vor allem Lois Leben durch den Studenten, der zu tief in ihre Geschichte eingreift das Leben ordentlich aufgemischt, doch irgendwie bleiben die Taten von ihm und der Verlauf des Buchs viel zu vorhersehbar. Schade fand ich auch, dass über die wirklichen Gründe des Entführers nicht wirklich viel bekannt wird.
Gut fand ich, dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben wurde und die Autorin zu Beginn immer den Namen des jeweiligen Mädchen geschrieben hat, somit wusste man immer welche Sichtweise man gerade liest. Leider klappt es nicht ganz, dass mir die beiden Mädchen sympathisch wurden. Ich habe schon ein gewisses Mitgefühl für ihre Entführung, verstehe ihr handeln bzw. ihre sympathischen Gefühle für ihren Entführer, doch irgendwie sind sie mir in ihrem heutigen Leben sehr viel unsympathischer, durch ihre Art und Weise, ihre Gedanken, aber auch die zum Teil unverständlichen Ideen und Handlungsabläufe.
Das Buch und die Idee hätte meiner Meinung nach mehr Potential gehabt, als die Autorin letztendlich genutzt hat, leider kann ich das Buch durch seine Langatmigkeit und fehlende Spannung nur weniger empfehlen.