Ein kleines bisschen egoistisch

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Die zwölfjährigen Mädchen Lois und Carly May werden entführt und leben sechs Wochen lang mit Zed in einer Waldhütte. Er hat sie gezielt ausgesucht. Beide haben eine gewisse Bekanntheit: Lois nimmt an Buchstabierwettbewerben teil, Carly May ist bei Schönheitswettbewerben erfolgreich. Die beiden sind mehr oder weniger freiwillig zu dem Entführer ins Auto gestiegen, und sie unternehmen auch keinen echten Fluchtversuch, obwohl sie die Gelegenheit gehabt hätten. Am Ende werden sie befreit, Zed bringt sich um.

Jahre später arbeitet Lois als Dozentin an einem College auf dem Land. Unter einem Pseudonym hat sie das Buch „Der Wald so still“ veröffentlicht, in dem sie die damaligen Ereignisse verarbeitet und das nun fürs Kino verfilmt werden soll. Der Student Sean, der ihr nicht geheuer ist, hat ihr Geheimnis aufgedeckt; sie weiß aber nicht, was genau er von ihr will. Carly May, die sich nun Chloe nennt, hält sich mit Nebenrollen als Schauspielerin über Wasser. Ihr wird eine Rolle in der Verfilmung des Romans angeboten. Als sie das Manuskript liest, ist ihr klar, dass die Vorlage nur von Lois stammen kann…

Das Buch hat mich insgesamt enttäuscht, und ich hatte nach der Beschreibung etwas anderes erwartet. Wurde es bei der Leseprobe noch als „Psychothriller“ bezeichnet, handelt es sich nun um einen Roman, was es meiner Meinung nach besser trifft. Denn wirklich spannend war das Buch kaum. Es geht mehr darum, wie die beiden Opfer die Entführung verarbeitet haben.

Interessant ist die Erzählweise aus Sicht der beiden jungen Frauen. Doch vor allem am Anfang kam ich nicht richtig in die Geschichte hinein und fand sie langatmig. Chloes Beschreibung ihrer Probleme mit der Stiefmutter und die Schilderung der Schönheitswettbewerbe zogen sich. Ich konnte mich auch nicht richtig in die beiden Hauptfiguren hineinversetzen. Besser wurde es, als im zweiten Teil ein Auszug aus Lois‘ Buch abgedruckt war und man etwas mehr über die Entführung erfahren hat. Leider blieb der Entführer blass, und auch seine Beweggründe wurden nicht aufgeklärt. Danach war ich etwas besser im Geschehen und habe mich vor allem gefragt, was der Student im Schilde führt.

Das Cover passt gut zu dem Buch. Der Titel ist ebenfalls gut gewählt, aber der Untertitel „Du kannst niemals ganz entkommen“ ist meiner Meinung nach ein bisschen irreführend, da man eine spannende Geschichte erwartet. Auch nach Lesen des Textes auf der Rückseite hätte ich eher einen Krimi erwartet. Gut ist allerdings, dass nicht zu viel vom Inhalt verraten wird.

Möglicherweise hätte mich der Roman nicht so enttäuscht, wenn ich mit anderen Erwartungen herangegangen wäre. Statt einen spannenden Krimi zu lesen, musste ich mich aber durch einen (stellenweise langatmigen) Roman mühen.